„Ich wollte eine Sams-Geschichte für eine Weihnachts-Anthologie schreiben. Die Geschichte wurde länger und immer länger – bis ich dachte: Da kann ich eigentlich ein neues Buch daraus machen.“ Mit diesen Worten erklärt Paul Maar wie der inzwischen elfte Band der Sams-Reihe entstand. Dabei wollte Maar bereits nach dem zehnten Band die Reihe beenden, wie er vor gut zwei Jahren in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk ankündigte. „Es wird der letzte sein“, sagte der Kinderbuchautor über den damals frisch erschienen zehnten Band „Das Sams und der blaue Drache“. Zudem verriet er, dass in Herrn Taschenbier ein Stück von ihm selbst stecke und dass er als Junge ein Sams an seiner Seite gut hätte gebrauchen können.

Nach dem runden Geburtstag des Autors am 13. Dezember steht bald der Jahrestag seines rüsselnasigen Geschöpfes an: Das Sams wird im nächsten Jahr 50 Jahre jung. Die Beziehung zu seinem Geschöpf habe sich seither kaum verändert, sagt Maar. „Es ist mir immer nah geblieben.“

In „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ geht es, ganz nach dem Geschmack das Hauptakteurs, unter anderem um Würstchenketten im Christbaum. Doch ein bisschen tritt das Sams in die zweite Reihe zurück: Fast schon spielt das Mini-Sams die Hauptrolle, wie Maar im Mainkind-Interview sagt. Im neuen Buch soll das Mini-Sams zurück in die Menschenwelt kommen, denn das Sams, Papa Taschenbier und sogar Frau Rotkohl vermissen es so sehr. Doch der Zauberspruch, den sich das Mini-Sams merken muss, um zurück in Papa Taschenbiers Zimmer zu gelangen, ist einfach zu kompliziert. So erlebt das Mini-Sams ganz unverhofft einen ganz und gar abenteuerlichen und überaus lustigen Weihnachtstag.

Mit einer Zahl von bisher etwa sechs Millionen verkauften Sams-Büchern hat Paul Maar nach Angaben seines Verlages die erfolgreichste Kinderbuchreihe verfasst. Selbst ins Arabische wurden einige der Bände übersetzt. Durchaus kein leichtes Unterfangen, wie der ägyptische Übersetzer Mahmoud Hassanein im Deutschlandfunk erzählt.  Er hat beispielsweise „Eine Woche voller Samstage“ übersetzt, dabei mit allerlei Schwierigkeiten gekämpft und den arabischen Namen des Sams kreiert: Shihar.

Hierzulande hat das Sams viele Leserinnen und Leser begleitet, seitdem sie lesen können. Fans der ersten Stunde haben inzwischen selbst Kinder. Die Bücher mit ihrem feinen Witz, vielen Reimen und der richtigen Portion Anarchie kommen unverändert aktuell daher. Das gilt auch für das Sams, denn es ist kein Mädchen, aber auch kein Junge. Paul Maar dazu: „Ich meine: Das Sams ist divers.“

Die nun erschienene Weihnachtssuche ist im Buchhandel oder direkt bei Oetinger zu erstehen, kostet als gebundenes Buch 15 Euro, als E-Book 9,99 Euro und ist zudem als ungekürzte Lesung von Monty Arnold zum Preis von 13 Euro als Audio-CD erhältlich.

Das Sams indes ist nur ein Teil des Werkes von Paul Maar. Die Liste der Titel ist lang, reicht von Kinderbüchern wie „Das kleine Känguru und der Angsthase“ über Erstlesetitel wie „Das Tier-ABC“, Bilderbücher wie „Die goldene Schildkröte“ und zählt auch Sachbücher hinzu wie „Türme“ über turmähnliche Bauten aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte. Selbst eine Kinderoper mit dem Titel „Die vergessene Tür“ mit Musik von Matthias Thurow ist ihm entsprungen, ebenso wie viele Klassiker der Augsburger Puppenkiste. „Lippels Traum“ und „Anne will ein Zwilling werden“ sind weitere Werke, mit denen er nach eigenen Angaben sehr zufrieden ist.

Maar ist auch für viele Klassiker der Augsburger Puppenkiste verantwortlich und hat daneben weitere Kinderbücher geschrieben. Außerdem entwirft er Bildergeschichten für Zeitschriften. Von seinen eigenen Werken ist er unter anderem am meisten mit Lippels Traum und Anne will ein Zwilling werden zufrieden. Den Blick auf die verborgenen Seiten eines langen Autorenlebens gibt Maar frei in „Ein Hund mit Flügeln“. Das im Oktober bei Fischer erschienene Buch enthält Erzählungen, die um unveröffentlichte Reiseerinnerungen, Gedichte und Zeichnungen ergänzt sind. Maar lädt darin ein, das Komische im Tragischen und das Ernste im Heiteren zu entdecken ebenso wie das Kind im Erwachsenen und lässt Lesende jeden Alters neugierig staunen.

Interview mit Paul Maar zu seinem 85. Geburtstag

geführt von Klaus Kühlewind vom Mainkind-Magazin

Herr Maar, mit dem Sams haben Sie eine markante Figur erschaffen, die Kinder schon seit langem begleitet. Wie gegenwärtig ist das Sams in ihrem Alltag?

Im Alltag? Wenn ich nicht ein neues Sams-Buch schreibe, zieht sich das Sams in den hintersten Winkel meines Gedächtnisses zurück.

Welches Geschöpf hatten Sie vor Augen, als Sie die Figur entwickelt haben?

Genau das Geschöpf, das ich dann gezeichnet habe.

Mit „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ haben sie nun ein weiteres Buch verfasst. Welche Ideen keimen in Ihnen für weitere Sams-Episoden?

Im genannten Buch spielt das Mini-Sams fast schon die Hauptrolle. In einem neuen Sams-Buch würde es noch mehr im Mittelpunkt stehen.

Sie haben einmal gesagt, sie hätten Kinderbücher zu schreiben begonnen, weil es zu wenig gute Bücher für Kinder gibt. Was hat sich seither verändert?

Jetzt gibt es aus der Perspektive eines Autors, der möchte, dass seine Bücher auch verkauft werden, eher zu viele gute Kinderbücher.

Der Arbeitskreis Jugendliteratur nennt ihre Phantastik „ungewöhnlich, wenn nicht einmalig“. Welche Einfluss hatte ihr Großvater?

Er war ein guter Geschichtenerzähler und schloss seine Geschichten meist mit einer Pointe ab. Das habe ich mir von ihm abgeschaut.

Wovon lassen Sie sich inspirieren?

Durch Alltagsdialoge. Das gilt vor allem für meine Bücher für Erwachsene.

Bekommen Sie noch immer Briefe von ihren jungen Leserinnen und Lesern und was möchten sie von Ihnen erfahren?

Pro Woche kommen zwischen drei und acht Kinderbriefe bei mir an. Die meisten beziehen sich auf das Sams und fordern eine Fortsetzung. Dazwischen gibt es immer wieder sehr persönliche, essenzielle Briefe. Wenn etwa ein Junge schreibet, dass er sich vom Sams wünscht, dass der Vater „von dieser Frau weggeht und wieder zu uns in die Familie kommt.“

Lesen und vorlesen hatte für Sie und Ihre Kinder eine große Bedeutung: Was geht in Ihnen vor, wenn Sie hören, dass hierzulande 40 Prozent der Kinder nur sehr selten oder gar nicht mehr vorgelesen wird?

Diese Kinder tun mir leid.

Was empfehlen Sie Eltern und Großeltern, damit diese selbst und auch die Kinder Spaß am Vor-Lesen haben?

Fangen Sie mit selbsterfundenen Geschichten an, kleine Alltagserlebnisse nacherzählt. Im weiteren Schritt käme dann das Vorlesen. Dadurch, dass sich ein Erwachsener beim Vorlesen oder Erzählen ganz dem Kind widmet, ohne nebenher zu bügeln oder ins Handy zu schauen,

Haben Sie selbst Ihren Enkelkindern Bücher vom Sams vorgelesen?

Nein. Sie waren schon Jugendliche, als die Sams-Bücher erschienen und interessierten sich nicht mehr für Kinderbücher.

Wir von Mainkind finden, dass jedem Menschen zu seinem Geburtstag ein Wunsch in Erfüllung gehen möge. Was ist ihr größter Herzenswunsch?

Gesundheit.

Paul Maar, 1937 in Schweinfurt geboren, ist einer der erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren, zugleich virtuoser Wortkünstler und fantasievoller Erzähler. Zu seinen beliebtesten Figuren gehört das Sams, das in Büchern, Filmen und am Theater sein Publikum begeistert und wie sein Erfinder im oberfränkischen Bamberg lebt. Aber auch Kinderhelden wie Lippel, Herr Bello und das kleine Känguru wurden von Paul Maar erschaffen. Der Autor sind zahlreiche literarische Ehren zuteil geworden darunter renommierte Auszeichnungen wie der Deutschen Jugendliteraturpreis für sein Gesamtwerk, der Friedrich-Rückert-Preis und der E.T.A.-Hoffmann-Preis.

Gewinnspiel

Der Oetinger-Verlag hat Mainkind drei Exemplare von „Das Sams und die große Weihnachtssuche“ für ein Gewinnspiel zur Verfügung gestellt. Mitmachen ist denkbar einfach: Mail an Gewinnspiel@mainkind-magazin.de, Stichwort: „Das Sams“. Einsendeschluss: 21.12.2022

Mehr zum Sams gibt es online unter http://www.dassams.de/

kakü

Bild: aus Das Sams und die große Weihnachtssuche © Oetinger, Paul Maar