Um aberwitzige Abenteuer im Weltraum und eine Welt nach dem Klimawandel ranken sich zwei Hörspiele für Kinder, die bei den ARD-Hörspieltagen Preise gewannen. Beide sind kostenlos zu streamen.

Hörspiele und Hörbücher sind Kino für den Kopf. Das gilt auch für junge Köpfe. Bei den jüngsten Hörspieltagen der ARD haben auch Produktionen Preise eingeheimst, die sich an junge Menschen richten. Interessant dabei: Während die professionelle Jury eher ein unterhaltsames Stück mit Lorbeeren bedachte, zeichnete die aus Schülern einer vierten Klasse bestehende Kinderjury ein Stück mit Endzeitstimmung aus.

Hartmut El Kurdi, 1964 in Amman in Jordanien geboren, wuchs in Kassel und London, studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim und schreibt seit vielen Jahren Theaterstücke, Prosa, Kinderbücher und Hörspiele. So entstand bereits 2006 mit dem Untertitel „Eine panische Heldengeschichte“ sein Buch vom „Angstmän“. In der charmanten Geschichte nimmt Kurdi allerlei Ängsten ihre Spitze. Darum dreht sich auch das durchaus als Fortsetzung zu verstehende Theaterstück „Clevergirl – mit Angstmän auf intergalaktischer Mission“. Und die Geschichte ist in der Tat abgedreht witzig:

Während Angstmän, der größte Schisser des Universums, auf seinem Heimatplaneten Superus 4 hockt, lebt Clevergirl, seine Schwester im Geiste, auf der Erde. Sie wohnt bei einer stinknormalen deutschen Familie, ist zehn Jahre alt, heißt Aylin und kann verflucht gut rechnen. Auf Superus 4 indes sind ziemlich miese Diktatoren an der Macht. Sie haben Schulen, Unis und Bibliotheken geschlossen und gehen mit der Verblödungskanone gegen die Bevölkerung vor, um diese gefügig sprich blöd zu halten. Also klaut Angstmän ein Raumschiff, fliegt zur Erde und überredet seine Schwester zu einer intergalaktische Rettungsaktion.

Mit dieser Geschichte und seinem zweiten Ausflug ins Universum mit ziemlich menschlich gestrickten Superhelden gewann Kurdis nun zum zweiten Mal den Deutschen Kinderhörspielpreis gewonnen. Mit Angstmän war er bereits 2002 erfolgreich. „Mit diesem Paar gelingt dem Autor ein unangestrengter Beitrag zur Genderdebatte und ein Spiel mit den Geschlechterklischees, das sich mit viel Witz an Science-Fiction-Vorbildern orientiert und diese gleichzeitig durch den Kakao zieht. Davon lassen sich Claudia Johanna Leist in ihrer Inszenierung und die Lieder von Rainer Quade gerne anstecken, so dass diese intergalaktische Rettungsaktion im Kampf gegen allerlei „Verblödungskanonen“ auch akustisch voll überzeugt“, lobt die Jury.

Kostenlos gestreamt werden kann „Clevergirl“ in der ARD-Audiothek.

Ein bisschen Endzeitstimmung wohnt dem zweiten Preisträger inne, dem Climate-Fiction-Podcast „Cryptos“ nach dem gleichnamigen Buch von Ursula Poznanski. Janine Lüttmann hat Regie geführt in dem daraus entwickelten sechsteiligen Hörspiel, das über die Seite von Bremen Zwei kostenlos zu streamen ist und in dem Schauspielerinnen und Schauspieler wie Elisa Schlott, Jonas Nay, Jannik Schümann, Oscar Hoppe oder Annalena Haering in Rollen geschlüpft sind.

In „Cryptos“ gibt es unsere Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr. Die Menschen leben in einer Wirklichkeit, in der das Klimasystem gekippt ist. Sie werden in Kapseln versorgt und können nur noch virtuell reisen und Dinge erleben.
Eine von ihnen ist Jana, von Beruf Weltendesignerin. An ihrer Design-Station entstehen diese alternativen Realitäten, die sich so echt anfühlen wie das reale Leben. Sie entwickelt Fantasyländer, Urzeitkontinente, ein Venedig 2.0 und eben Kerrybrook. Der nach Irland klingende Name ist Janas Lieblingswelt: ein idyllisches Fischerdorf mit viel Grün. Es gibt Schafe, gemütliche Pubs und vom Meer her weht ein kühler Wind. Manchmal lässt Jana es regnen. Meistens dann, wenn es an ihrem Arbeitsplatz in der Realwelt mal wieder so heiß ist, dass man kaum mehr atmen kann. Aber dann passiert ausgerechnet in Kerrybrook, der friedlichsten Welt von allen, ein schweres Verbrechen. Jana ist gezwungen zu handeln, denn sie merkt, dass nicht nur die Menschen in den virtuellen Welten sterben, sondern auch in der Realwelt…

Spannend an der spannenden Geschichte ist, dass sie die Herzen der Kinderjury quasi im Sturm erobert hat. Auserkoren als Preisrichter war diesmal eine vierte Klasse der Hans-Thoma-Schule in Karlsruhe. In geheimer Abstimmung entschieden die Mädchen und Jungen, das „Cryptos“ den mit 2000 Euro dotierten „Kinderhörspielpreis der Stadt Karlsruhe“ erhalten soll.

Und noch einen Gewinner erlebten die Hörspieltage: Der mit 1000 Euro dotierte Preis „max15“ für Stücke von maximal 15 Minuten Länge ging an das Hörspiel „Landi kommt runter“ von Moritz Geiser und Milena Michalek. Eine Geschichte, deren Setting jungen und jüngeren Hörerinnen durchaus bekannt sein dürfte: Der Kosmos eines nach Fritten und Chlor duftenden Freibads, in dem der Bademeister ansagen macht, die Menschen sich nur schwer für eine Sorte Eis entscheiden können und die Durchsage nach einem vermissten Jungen übers Becken schallt. Eine Geschichte für größere und ganz große Kinder mit Wiedererkennungseffekt und viel Sprachwitz – kostenlos zu streamen über die Seite von SWR2.

Dort sind nicht nur die Preisträger zu finden, ebenso die nominierten Hörspiele, auch für Erwachsene, sowie ein Live-Kinderhörspiel über den Seeräuber-Moses.

kakü