„Noch mal“ – die eindeutige Aufforderung erklingt am Loreley-Bob aus allen Mündern. Ob Enkel oder Opa, Onkel oder Mutter, die 700 Meter lange Abfahrt im Loreley-Bob ruft nach Wiederholungen.

Von der Zielgeraden springen die Rodlerinnen und Rodler neugierig zum Monitor und schauen auf die Ziffern: 24,8 Stundenkilometer verheißt die Anzeige für Lara, ihr Freundin Kira kam immerhin auf Tempo 25,9. Beide schauen sich an, nicken und holen sich noch einmal Tickets: Sie wollen die Tempo 30-Marke auf dem Loreley Bob knacken – ein Wettbewerb, der sich bei vielen Familien schnell einstellt. Rainer Knecht, Gründer und Betreiber der Sommerrodelbahn, weiß um den Reiz und hat entsprechend reagiert. Das 6er-Ticket gibt es für Erwachsene und Kinder mit einem spürbaren Nachlass – und nach einem halben Dutzend Abfahrten können die wenigsten ihre Höchstgeschwindigkeit noch verbessern.

Vor nunmehr zehn Jahren ging der Loreley Bob in Betrieb. Die Idee dazu hatte Rainer Knecht bei vielen Urlauben mit seiner Familie entwickelt. Wo immer es die Knechts hin verschlug, stets hielten sie Ausschau nach einer Sommerrodelbahn. Und wenn sie dann im Schwarzwald oder Frankenland rodelten, tauchte immer die Frage auf: „Warum gibt es so etwas nicht bei uns?“

Rainer Knecht packte es an. 2008 begann der Industriekaufmann und Verwaltungsfachwirt mit seinen ersten Plänen, knüpfte Kontakt mit Josef Wiegand, einem Pionier in Sachen Rodelbahnen. Beide waren sich schnell einig, dass auf dem Loreley-Plateau ein idealer Platz fürs Rodeln ist. „Doch ich musste mehrmals tief durchatmen, denn es war ein langer Kampf mit viel Widerstand“, erinnert sich Knecht. Die Politik reagierte anfangs sehr zurückhaltend, zudem gab es haufenweise Bedenken bis hin zu einem kurzfristigen Baustopp kurz nach Beginn der Arbeiten. Sogar die UNESCO hatte sich gegen die Rodelbahn verwendet: 2013 beschloss die Institution, die Bahn abreißen zu lassen, da sie den Titel des Weltkulturerbes der Loreley konterkariere. Ein Beschluss, der eines bewirkte: Rund um die Loreley rückten alle zusammen: Eine Bürgerinitiative erhob sich, die lokalen Parlamente und viele Landtagabgeordnete quer durch alle Parteien stand dem Bob zur Seite und wehrten das Ansinnen ab.

Seit Ostern 2013 ist der Bob von Mitte März bis Anfang November in Betrieb -mit Ausnahme der Corona-Unterbrechungen in den beiden vergangenen Jahren. In sieben großen nebst einigen kleineren S-Kurven sowie über Wellen und Jumps geht es in der Halbröhre die 700 Meter hinab. Wer dabei nicht bremst, kann es bis auf eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern schaffen. Im Durschnitt dauert eine Talfahrt etwa zwei Minuten.

In den vergangenen Jahren hat sich beidseits der Rodelbahn einiges getan: Rund herum ist ein Erlebnisweg entstanden mit acht Themenbänken. Auf dem etwa zwei Kilometer langen Rundweg sind teils urige, teils witzige Bänke entstanden zu Anspielungen zu allen Lebensbereichen. Eine Bank beispielsweise ist Freunden vorbehalten, eine andere der Familie und eine weitere den Wünschen. Dort können Gäste auf einen Zettel ihren Herzenswunsch notieren und in einen Kasten stecken. Rainer Knecht platziert einige der Wünsche auf seiner Homepage. Zuletzt waren dies beispielsweise Ansinnen wie „so eine tolle Schaukelbank für unseren Garten“ oder „dass die Liebe siegen wird“ und sehr häufig in den vergangenen Monaten, „dass der Krieg in der Ukraine aufhört“.

Wer zwischen den Abfahrten Pausen einlegen möchte, kann dies auf dem Spielplatz am Fuß der Bahn tun. Dort kann kostenlos gerutscht, geschaukelt, geklettert und balanciert werden. Drei Dinge kosten extra: die Pit-Pat-Anlage, eine Mischung aus Mini-Golf und Billard, der kleine Schaufelbagger mit Motor und die Kugel für die überaus lange und recht pfiffige Kugelbahn – sie kostet einen Euro und kann so oft, wie jeder mag, durch die Bahn geschickt und am Ende mit nach Hause genommen werden.

Der Lorely-Bob

ist eine Edelstahl-Muldenbahn. Die insgesamt 30 Doppelsitzer-Schlitten werde geradeaus bergauf gezogen. Die Auffahrt ist 400 Meter lange, der Höhenunterschied ist knapp 60 Meter. Bergab geht es mit einem Gefälle zwischen sechs und acht Prozent, die Abfahrtstrecke ist 700 Meter lang. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwa 40 Stundenkilometern.

Ticktes gibt es an der Kasse. Die Einzelfahrt für Erwachsene kostet drei Euro, für Kinder zwischen drei und 15 Jahren 2,50 Euro, sechs Fahrten kosten 14 und 11 Euro. Das Rodelfoto mit der Geschwindigkeit kann an der Rodelbahnkasse zum Preis von drei Euro gekauft werden.

www.loreleybob.de

kakü