Deutsche Kinderärzte raten Eltern dringend, ihre Kinder in diesem Herbst gegen Grippe impfen zu lassen. „Wir wissen, dass Kinder den Influenzavirus maßgeblich übertra­gen“, sagte Johannes Hübner, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädriatische Infektiologie (DGPI), der Welt am Sonntag. In jedem Winter müssten viele Kinder wegen Grippe stationär aufgenommen und sogar mit Sauerstoff versorgt werden. Abgesehen von den Risiken für die Gesundheit der Kinder gebe es in Zeiten der Corona­pandemie eine gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz anderer. Die Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) empfiehlt die Influenzaregelimpfung sogar für alle Kinder ab einem Alter von sechs Monaten. (Quelle: Ärzteblatt)

Doch die Aussagen zum Umgang mit der Grippeimpfung sind nicht wirklich eindeutig: Während Johannes Hübner, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), in einem Zeitungsinterview eine Impfung dringend empfahl, geht Barbara Mühlfeld, Kinderärztin und Pressesprecherin des hessischen Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, eher behutsam vor.

Grundsätzlich sei der Gedanke, „die jährliche Grippewelle abzuschwächen und die damit verbundenen Todesfälle bei chronisch Kranken und älteren Menschen zu reduzieren, nicht neu und natürlich sehr nachvollziehbar“, sagt Mühlfeld auf Anfrage von Main-Kind. Zudem würden Klein- und Grundschulkinder als Reservoir für das Virus betrachtet. Von diesen

Gruppen aus verbreite sich das Virus weiter und treffe auch auf Menschen, die besonders gefährdet seien. „Anders als bei der Masernerkrankung stellt die Grippeinfektion für gesunde kleine Kinder selbst jedoch kein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar“, antwortet die Kinderärztin.

Ob man unter Pandemiebedingungen alle Klein- und Schulkinder impfe, sei ein „sehr überlegenswerter Diskussionsbeitrag“. Nicht nachvollziehbar für Mühlfeld ist, dass der Bundesgesundheitsminister sich dieser Empfehlung eilig anschließe, ohne zu klären, wie dies überhaupt umgesetzt werden könne. Dabei müsse auch berücksichtig werden, dass Säuglinge sowie Klein- und Schulkinder bis etwa neun Jahren häufig zwei Injektionen benötigten, damit ihr Immunsystem tatsächlich einen Schutz herstelle. Damit steige die Zahl der erforderlichen Impfdosen beträchtlich.

„Für uns Niedergelassene sind diese ungeklärten Fragen und die besorgten Anfragen der Eltern derzeit jedoch eine sehr entbehrliche Zusatzbelastung“, berichtet Mühlfeld aus dem Praxisalltag. Sie empfiehlt Eltern von chronisch kranken Kindern, diese und deren Geschwister zeitnah zu impfen. „Für alle anderen Eltern hoffe ich auf rasche Klärung und eine möglichst einheitliche Empfehlung von Bundesgesundheitsministerium, Robert-Koch-Institut, Ständiger Impfkommission, der pädiatrischen Fachgesellschaften, der Krankenkassen und der Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) innerhalb der kommenden Wochen.“ Sehr hilfreich zudem wäre es, „wenn diese Fragen länderübergreifend einheitlich geklärt werden könnten.“

kakü