Würden da Hitchcock kalte Schauer über die Schultern jagen oder bekäme John Carpenter gar das Gruseln? Auf jeden Fall aber machen die alten Meister Platz für den Nachwuchs im Frankfurter Filmmuseum. Das schwenkt von der Adventszeit bis weit in den Frühling hinein alle Kameras auf junge Menschen. Lichtspielplatz heißt die Aktion, die Klappe dazu fällt am 10. Dezember.

„Spielen, wo sonst Ausstellungen gezeigt werden: Der LICHTSPIELPLATZ verwandelt das DFF in einen Experimentier- und Erlebnisraum für die ganz junge Zielgruppe. Konzipiert wurde der Lichtspielplatz für Kinder von vier bis acht Jahren; etwas jüngere oder ältere Kinder sind aber ebenso willkommen“, kündigt das Team des Filmmuseums an. Die Strippen für den Lichtspielplatz gezogen hat das niederländische Künstlerinnenkollektiv Taartrovers. Erklärtes Ziel: Jungen und Mädchen sollen spielerisch die Magie des Filmes entdecken.

An mehreren Stationen können Kinder ergründen, wie Filme entstehen. Eingestimmt wird das junge Publikum dazu mit einer Reihe von Filmen verschiedener Gattungen wie Stumm- oder preisgekrönte Trickfilme. An den weiteren Stationen zerlegen die Besuchenden Filme in ihre Grundzutaten, erkunden beispielsweise wie Bilder in Bewegung geraten. Sie lernen zudem die filmische Dimension von Zeit und Bewegung kennen und basteln ihre eigene Wunderscheibe, ein Thaumatrop. Und damit das Gesehene nicht nur im Kopf bleibt, legen die Kinder Hand an und basteln einen kurzen Stop-Motion-Film.

Eine weitere Station ist das Sound-Haus. Dort erforschen die Kinder, wie Musik, Ton und Sprache alle Filme seit dem Ende der Stummfilmzeit mit Leben erfüllen. Um auch die tonlosen Streifen mit akustischem Leben zu erwecken, können sie mithilfe von Haushaltsgeräten, Musikinstrumenten und der eigenen Stimme live vertont werden. An weiteren Stationen geht es um Bühnen und Requisiten, um Licht und Schatten und all die anderen Dinge, die zu einem Film im Kino gehören.

Einen ersten Eindruck gewinnen können junge Besuchende beim Eröffnungsfest am Sonntag, 10. Dezember. Von 14 bis 17 Uhr können Kinder mit einer erwachsenen Begleitperson bei freiem Eintritt die Ausstellung ausgiebig erkunden. Zum Spiel mit Licht und Schatten gibt es Snacks und Getränke für Klein und Groß, ganz nebenbei erfahren sie allerhand über die Magie der Projektion.

DFF-Direktorin Ellen Harrington sieht in dem Lichtspielplatz ein ganz besonderes Vorhaben. Damit hätten Ausstellungs- und Filmvermittlungsteam erstmals ein Experimentierfeld ausschließlich für die jüngste Zielgruppe konzipiert. Sie sei dem Künstlerinnenkollektiv Taartrovers sehr dankbar, „dass wir dieses wunderbare Projekt, mit dem die Abteilung Filmvermittlung bereits seit vier Jahren auf europäischer Ebene im Filmbildungsprojekt Cinemini sehr erfolgreich zusammenarbeitet, für das DFF gewinnen konnten.“

Die Ausstellung füge sich organisch ein in die international beispielgebende Filmvermittlungsarbeit des DFF unter Leitung von Christine Kopf ein. Sie habe mit ihrer vor zehn Jahren neu geschaffenen Abteilung etwa auch den MiniFilmclub auf den Weg gebracht, ein Format das inzwischen bundesweit Kita-Kinder mit dem Kino vertraut mache.  Hintergrund sei dabei natürlich immer, dass die Jüngsten heute nicht mehr automatisch das Kino kennenlernen als den Ort, an dem Filme gezeigt werden. „Uns ist es aber besonders wichtig, das Kino mit großer Leinwand als originären Ort des Films in den Köpfen auch jener Generationen zu verankern, die mit Streaming und YouTube aufwachsen.“

Für Kita und Grundschule hat das Filmmuseum einen Pauschalpreis vorgesehen: Gruppen mit bis zu 15 Kindern zahlen 60 Euro für einen anderthalb Stunden dauernden Besuch auf dem Lichtspielplatz. Tickets können online gebucht werden.

Ist die Schul- oder Kita-Gruppe größer, empfiehlt das Filmmuseum zwei Slots zu buchen. Auf der Buchungsseite verweist Team auf eine Besonderheit: Auf dem Lichtspielplatz sind Schuhe tabu, daher entweder Hausschuhe oder ein paar dicke Socken mitbringen. Für Einzelbesuchende und Familien sind keine Anmeldungen möglich, sie können einfach vorbeikommen, und zwar dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags zwischen 11 und 18 Uhr sowie in den Ferien dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Passend zum Lichtspielplatz hat das Filmmuseum für die nächsten Wochen eine Filmreihe zusammengestellt zum Thema „Kindheit im Film“.

Die Filme werfen den Blick auf verschiedene Aspekte von Kindheit, gemein ist den ausgewählten Beiträgen für einen Monat ein gemeinsames Motiv von der Familie über Fantasie und Spiel bis hin zur Angst. Die Darstellenden sind im gleichen Alter wie die jungen Be­sucherinnen des Lichtspielplatz und bringen so kindliche Perspektiven auf die Leinwand, kündigt das Filmmuseum an. Nicht nur für Eltern eine gute Gelegenheit, auf die eigenen jungen Jahre zurückzublicken.

www.dff.film/ausstellung/lichtspielplatz

kakü

alle Bilder: Taartrovers_Film_Festival © TaartroversAlmicheal_Fraay