Eine klare Priorität setzt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Wissenschaftler halten wenig von strengen Corona-Regeln in Geburtenstationen, denn dies habe fatale Folgen für Frühgeborene. Der medizinische Nutzen des Kuschelns sei weit höher als das Risiko einer Ansteckung, urteilen Wissenschaftler der in Genf ansässigen Behörde der Vereinten Nationen (UN).
In dem jüngst veröffentlichen Forschungsbericht kritisiert der WHO-Arzt Dr. Anshu Banerjee, dass in vielen Ländern der lebenswichtige Körperkontakt zwischen Babys und Eltern eingeschränkte wird. Für Frühchen und untergewichtige Neugeborene gilt dabei die Känguru-Methode als Mittel der Wahl. Dabei wird das Baby möglichst viele Stunden am Tag auf den nackten Oberkörper der Mutter oder des Vaters gelegt. Zudem bekommt es Muttermilch.
Nach Angaben der WHO werde damit das Sterberisiko dieser Kinder um mehr als ein Drittel reduziert. In einer Modellrechnung nennt die Weltgesundheitsbehörde das Sterberisiko durch das Aussetzen dieser Methode mindestens 65-mal höher als das Risiko, dass sich die betroffenen Kinder dabei eine (tödliche) Corona-Infektion zuziehen könnten.
Mütter und Neugeborene nicht trennen
In Deutschland rennt WHO damit offene Türen ein. Nach Angaben der Deutsche Presseagentur sprächen sich „Deutsche Fachgesellschaften für Geburtsmedizin … wie die WHO gegen eine räumliche Trennung von infizierten Müttern und Neugeborenen aus“. Auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) ist eine gemeinsame Kreissaal-Empfehlung von verschiedenen Verbänden für Schwangere veröffentlicht. Dort gibt es auch Informationen zur Corona-Impfung von Schwangeren.
Einer internationalen Umfrage von Krankenschwestern und Medizinern zufolge, habe die Corona-Pandemie zu deutlichen Restriktionen geführt. Etwa zwei Drittel der knapp mehr als 1000 Befragten gaben an, dass in ihrer Einrichtung bei einem positiven Corona-Test oder einem ungeklärten Status die Babys kurz nach der Geburt von der Mutter getrennt würden.
kakü