Ab ins Bergwerk geht es in Weilburg inmitten der Altstadt. Das dortige Bergbau- und Stadtmuseum entführt in die Zeiten unter Tage. Droben freilich gibt es noch mehr: Schloss, Tierpark oder Paddeln auf der Lahn.
Ein bisschen kann Holger Redling sich das Grinsen nicht verkneifen ob der ungläubigen Blicke seiner Gegenüber. Marmor an der Lahn? Und dieser Marmor ziert eines der renommiertesten Gebäude der Welt? Redling nickt: „Ja, das Empire State Building in New York ist mit Lahn-Marmor gebaut.“ Rund
10 000 Quadratmeter des polierten Kalksteins schmücken den Eingang des gigantischen Bauwerks. Nicht ganz so gigantisch und glitzernd, dafür aber auch überaus kostbar geht es unter dem Museum zu. Dort sind vor inzwischen 50 Jahren eine ganze Reihe begeisterter Bergmänner und Museumsmenschen in den Hügel unter dem Schloss vorgedrungen und haben einen „Tiefen Stollen“ angelegt. Bestückt ist dieser mit Gerätschaften aus den Bergwerken der Region, die vor Jahrzehnten stillgelegt wurden. Eine Mischung, die lockt. „Unsere Besucher kommen aus der Region, aber auch aus ganz Deutschland und vielen anderen Ländern“, sagt Redling und spricht von einem breiten Altersspektrum vom Kindergarten bis zum Seniorenheim.
In einigen Räumen das Stadtmuseum gibt es einen Vorgeschmack auf die Bergbaugeschichte der Region. Schutzausrüstungen und Grubenlampen in allerlei Ausführungen stimmen ein, allerlei Gesteinsproben zeigen, was die Menschen Jahrzehnte und Jahrhunderte zuvor aus dem Erdreich nach oben förderten. Richtig spannend freilich wird es um die Ecke und eine ganze Reihe von Stufen hinab: in einem Vorraum zum Tiefen Stollen sind allerlei Maschinen aus dem Bergbau aufgestellt. Auch eine ziemlich wichtige Maschine, die ein unverzichtbares Utensil der Bergleute auf seine Haltbarkeit testete und die bis heute in unserem Sprachgebrauch ihren Platz hat: die Zerreißprobe. In diese Maschinen spannten die Bergleute die Seile ein, mit denen sie sich, ihre Kumpels sowie Maschinen und den Abbau nach oben zogen oder nach unten herabließen. Bis zu einem Gewicht von 1500 Kilogramm ließen sich die Stricke auf dem Drehgestellt belasten. Und hielten dieser Zerreißprobe stand, waren sie tauglich für den Berg.
Gut eintauchen in den Stollen lässt sich mit dem Audioguide, den es einer Version für Erwachsene und Kinder gibt. Und die Stimme aus dem Gerät stimmt die jungen Besuchenden schon gleich zum Einstieg ein auf die beschwerliche Zeit unter Tage: In einigen Bergwerken ging es tief hinab, bis zu 350 Meter. In Zeiten, in denen es weder Strom noch einen Fahrstuhl gab, stiegen die Männer an Leitern hinab. Hinauf ging erst zwölf Stunden später, wenn die Schicht unter Tage zu Ende war.
Zu Ende ging die Zeit des Bergbau an der Lahn zu Beginn der 1970er Jahre. Eine ganze Reihe von Gerätschaften sind in dem Stollen des Museum zu finden wie etwa ein handlicher Hochofen. In diesem bekam das frisch geförderte Eisenerz mächtig Feuer gemacht, bis schließlich bei etwa 1500 Grad Celsius das Eisen sich vom Gestein trennte, flüssig wurde und in die Auffanggefäße floss. Eine Temperatur, für die der Audioguide einen praktischen Vergleich hat: „Eure Pizza wird schon bei 200 Grad knusprig.“
Eines der Ausstellungsstücke, die Holger Redling besonders am Herzen liegen, ist der Schaufelradlader. Das acht Tonnen schwere Vehikel war einst auf der Grube Fortuna bei Oberbiel am Werk. Im dem für das Gefährt eigentlich zu kleinen Weilburger Stollen steht der Radlader wie startklar auf einer Halde von Abraum. Und der Museumleiter zwinkert: „Er ist startklar“. Bei einigen Führungen kommt der Motor in Schwung. Bis zu zwei Tonnen Erz konnten die Fahrer in der Schaufel durch die Stollen karren. Und damit sie im Stollen ohne große Verrenkungen in beide Fahrtrichtungen gucken konnten, ist der Fahrersitz seitlich montiert. Wem nach 200 Metern und halb so viel Minuten unter Tage der Sinn nach anderem steht, kann in und rund um Weilburg allerlei erkunden und entdecken (siehe Infobox). Und wer sich schon mal auf der Bergwerk einstimmen möchte, wird auf der Homepage des Museums fündig: Dort gibt es eine virtuelle Gruben-Tour.
www.museum-weilburg.de
Rund um Weilburg
In Weilburg an der Lahn gibt es zudem das Schloss und seinen prächtige Garten anzuschauen. Eine stattliche Anzahl von Tieren ist im Weilburger Wildpark zu Hause. Untergracht sind dort sind Elche, Wisente, Wildschweine und Wildkatzen aber auch Bären und Wölfe.
Wer sich nach Bewegung und Abkühlung sehnt, dürfte bei einer Paddeltour auf der Lahn das Passende finden. Dort können Tagestouren zu verschiedenen Themen aber auch Mehrtagesfahrten gebucht werden.
Abkühlung an heißen Tagen verspricht die Kubacher Kristallhöhle. In dem Höhlengewölbe liegt die Temperatur bei konstant neun Grad Celsius.
Wer bei all den Verlockungen gerne über Nacht oder für zwei Tage bleiben möchte, ist bei der Stadt Weilburg richtig. Die vermittelt entsprechende Arrangements für Familienwochenenden mit Kindern oder Enkelkindern, eingeschlossen sind Übernachtung, Paddeltour und Museumstour.
kakü