Mit einer Mischung aus Freude und Sorge sehen viele Eltern dem Start von Schulen und Kitas in den Regelbetrieb entgegen. Auch der Landesverband Hessen des Kinderschutzbundes begegnet dem Neustart mit gemischten Gefühlen. In einer ersten Stellungnahme Mitte der Woche hatte Verone Schöninger Kritik geäußert vor allem an den teils wachsweichen Vorgaben für die Wiederaufnahme des Regelbetriebes und der Tatsache, dass Schulen und Kitas ihr eigenes Konzept zu erstellen hätten. Nachdem das Hessische Kultusministerium jedoch am Mittwoch einen Hygieneplan für alle hessische Schulen vorgelegt hatte, ruderte die Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes zurück: „Wir freuen uns, dass es nun Vorgaben für die Aufnahme des Regelbetriebs in den Schulen gibt und Kinder, Eltern und Pädagogen mehr Handlungssicherheit haben.“ Der Kinderschutzbund begrüßt die Ankündigungen aus dem Kultus- und dem Sozialministerium, dass Lehrerinnen und Erzieher sich regelmäßig auf Corona testen lassen können. Wünschenswert sei aber auch, dass auch für Familien, die eine Ansteckung fürchten, ein leichterer Zugang zu einem kostenfreien Test ermöglicht werde.

Nach den Vorgaben des Landes Hessen ist in allen Schulen sowohl im Gebäude wie auch auf dem Gelände eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Davon ausgenommen ist der Präsenzunterricht im Klassen- oder Kursverband. Diese Pflicht könne allerdings von der Schulleitung nach Anhörung der Schulkonferenz ganz oder teilweise ausgesetzt werden. In Zweifelsfällen könnten die Schulen den schulärztlichen Dienst zu Rate ziehen.

Schnupfen ist kein Ausschlussgrund

Für die Leitungen von Kitas und Horten haben Sozial- und Kultusministerium in einer zweiseitigen Anleitung die Regeln für den Betrieb erläutert. Explizit gehen die Minister Kai Klose und Alexander Lorz darin auch auf ein Thema ein, dass viele Eltern umtreibt – die klassische Erkältung: „Wer nur einen Schnupfen hat, darf trotzdem die Kita oder die Schule besuchen. Schnupfen ohne weitere Krankheitszeichen ist ausdrücklich kein Ausschlussgrund“, heißt es in dem von beiden Politikern unterzeichneten Papier.

Unberührt von der Vorgabe blieben Befugnisse der jeweiligen Gesundheitsämter, wenn diese auf steigende Corona-Zahlen in einer Schule reagieren müssten. Grundsätzlich unverändert blieben die inzwischen eingeübten Schutz- und Hygienemaßnahmen – dazu gehören der Verzicht auf Körperkontakt wie Umarmungen und Händeschütteln, das Einhalten der Husten- und Niesetikette sowie die gründliche Händehygiene.

Gute Basis für alle schaffen

Äußerst kritisch bewertet Schöninger, dass die sechs Wochen Sommerferien nicht gut genug genutzt worden seien für eine bessere Vorbereitung für den Fall, dass erneut Schulschließungen notwendig würden. „Wir brauchen entsprechende technische Ausrüstungen für die Schulen und die Schüler“, fordert die Landesvorsitzende. Es müsse darauf geachtet werden, allen Schülern gute Voraussetzungen für den Umgang mit digitalem Lernen und dem Homeschooling zu schaffen. „Wir haben in den Monaten des Homeschooling erlebt, dass Kinder aus Familien ohne Internet-Anschluss und entsprechender technischer Ausstattung abgehängt wurden. Das darf nicht noch einmal geschehen“, mahnt Schöninger.

Sowohl in der Entscheidung zur Schließung von Kitas und Schulen wie auch bei der teilweisen Öffnung seien Kinder, Jugendliche und Eltern gar nicht oder nur sehr zögerlich beteiligt worden. „Als Kinderschutzbund ist es uns wichtig zu betonen, dass Kinder und Jugendliche ein Interesse daran – und ein Recht darauf – haben, sich und ihre individuellen Sichtweisen mitzuteilen und sich an den politischen Diskussionen, die sie nachhaltig betreffen, zu beteiligen“, sagt Schöninger.

                                                                                                            kakü