MainKind | Ausgabe 71/2025

Frau Professorin Hardy, Lernen ist ein weites Feld. Gibt es unterschiedliche Lerntypen, vielleicht auch abhängig vom Alter? Professorin Dr. Ilonca Hardy: Sowohl der Begriff der Lerntypen als auch altersbedingte Lernstufen gelten inzwischen als überholt. Wir gehen vielmehr davon aus, dass alle Kinder unterschiedliche Zugänge zu Lernmaterial und Lerngelegenheiten benötigen, um gut zu lernen. Wenn beispielsweise etwas aufgemalt oder eine Grafik verwendet wird, kann man das als visuellen Zugang bezeichnen. Wenn etwas zusätzlich mit Worten erklärt wird, ermöglicht es einen auditiven Zugang. Dieses Zusammenspiel ist für alle Kinder wichtig, weil sie dadurch Wissen vernetzen können. Dringt dann Wissen über verschiedene Sinne in die unterschiedlichen Ebenen des Gehirns vor? Wir sprechen von der Vernetzung von Wissen. Ein einzelnes Wissenselement bringt wenig, wenn die Person nicht in der Lage ist, zu benennen, womit das Einzelelement zusammenhängt, eine Verknüpfung herstellen kann, und damit weitere Lernschritte ermöglicht werden. Versuchen wir das mit einem Beispiel: Wenn ein Kind etwas über Pflanzen lernt, muss es nicht nur den Namen wissen, sondern auch, wie werden sie gegossen, was kann ich mit den Pflanzen anfangen, wo wachsen sie… Genau. Dieses Wissen wird eingebettet. Wir unterscheiden verschiedene Wissensarten. Die niederschwelligste Art ist das Faktenwissen. Wenn wir bei dem Beispiel bleiben, können Kinder die Pflanzenart erkennen. Wichtiger jedoch ist zu erkennen, warum dies eine Pflanze ist. Was sind Merkmale von Pflanzen im Vergleich zu Lebewesen oder Sachgegenständen wie Autos? Dann bewegen wir uns auf der Merkmalsebene. Mit diesem wichtigen Wissen bilden Kinder Kategorien. Sie gewinnen zudem die Erkenntnis, dass sie in diese Kategorien neue Elemente einordnen können. Nicht alle Kinder sind gleich beim Lernen. Dem einen fällt es leichter, andere tun sich schwerer. Welche Unterschiede gibt es? Kinder kommen mit sehr unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in die Kita, aber auch später in die Schule. Wichtig sind dabei beispielsweise die sprachlichen Voraussetzungen, also unter anderem der Wortschatz, auf den ein Kind zurückgreifen kann. Unterschiede gibt es aber auch in der Selbstregulation. Diese betrifft die Art und Weise, wie gut Kinder in der Lage sind, in Situationen selbstgesteuert ihren eigenen Lernprozess voranzubringen. Dazu zählt, sich auf bestimmte Aufgaben zu konzentrieren, Umgebungsimpulse auszusortieren, Lernstrategien anzuwenden, um dann wirklich beim Lernprozess zu bleiben. Mit dem Lernen beschäftigt sich Professorin Dr. Ilonca Hardy von Berufswegen. Die Erziehungswissenschaftlerin spricht über das Zusammenspiel der Zugänge, selbstgesteuerte Lernprozesse und die Rolle von Eltern, Erziehern und Erzieherinnen und Lehrkräften. Das ausführliche Interview findet ihr auf www.mainkind-magazin.de. Professorin Dr. Ilonca Hardy Interview mit Bild: Adobe Stock Ein Kind muss wissen, dass es als Person angenommen wird

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