MainKind | Ausgabe 69/2024

Wenn Eltern sich über das Sprachvermögen ihrer Kleinkinder unterhalten, hat das schon etwas von Olympia – höher, schneller, weiter. Während Julian bereits Papa und Mama sagen kann, gibt Tim noch gurgelnde Brabbelgeräusche von sich, Finn hingen plappert schon vor sich hin, dass er einen Ball haben will. Jedes Kind hat eben ein ganz eigenes Tempo. Erste Lautäußerungen erklingen von etwa zwei Monaten an. In dieser ersten Lallphase gibt das Kind lautähnliche Geräusche wie „grgrgr“ von sich, sind ein monotones Quietschen und Gurren zu vernehmen. Von etwa sechs Monaten an entwickeln sich daraus erste Silbenketten, was sich wie ein „babababa“ anhört. In Alter zwischen zwölf und 18 Monaten beginnt das Kind, erste Wörter zu formulieren. Der aktive Wortschatz wächst bis zum zweiten Geburtstag auf etwa 50 Wörter, der passive Wortschatz ist deutlich größer. Im Alter zwischen zwei und drei Jahren erweitern die Kinder ihren Wortschatz täglich um etliche neue Wörter, entwickeln auch die Fähigkeit, einfache Fragen zu stellen. Vom dritten Lebensjahr an werden die Sätze länger, einige konstruieren bereits Nebensätze und bekommen ein Gespür für Zeiten, in dem sie von gestern oder auch von morgen sprechen. Im vierten Lebensjahr schleicht sich der Konjunktiv ein, wenn auch spielerisch, ins Leben der Kinder ein – „Wenn ich eine Prinzessin (oder ein Ritter) wäre“ – und das Kind versteht jetzt auch schwierigere Satzkonstruktionen. Sehr detailliert hat diese Sprachentwicklung der Deutsche Bundesverband der Logopädie auf seiner Webseite (www.dblev.de) dargestellt. Dort ist auch das Sprachverständnis in den jeweiligen Altersabschnitten und das Verhalten der Eltern ein Thema, es gibt zudem Hörproben, wie Kinder im jeweiligen Altern sprechen. Manchmal jedoch kommen Kinder ins Stocken, was Eltern sehr unterschiedlich reagieren lässt: Die einen bleiben relativ gelassen, die andere suchen Hilfe beim Logopäden. Klar ist: gelegentliche Stolperer beim Sprechen müssen nicht immer therapiert werden. Der Bundesverband für Logopädie (dbl) setzt auf Früherkennung und -diagnostik, die zwei Zielen diene: „Erstens grenzt sie Sprachentwicklungsstörungen von sprachlichen Auffälligkeiten ab und zweitens bildet sie eine Grundlage für eine wirksame Frühtherapie“, heißt es in einer Broschüre des Verbandes zur Sprachentwicklung. „Dort werden in Checklisten die Meilensteine der kindlichen Sprachentwicklung ab der U6 bis zur U9 beispielhaft aufgeführt“, sagt Nikola Depel, Referentin des dbl, auf Anfrage. Treten Entwicklungsstörungen auf, sollten diese aus ärztlicher Sicht „so früh wie möglich und so intensiv wie nötig“ behandelt werden, empfiehlt der dbl. „Wichtig ist in jedem Fall eine umfassende Beratung der Eltern.“ Dazu gehören nach Angaben der Logopäden Informationen zum Sprachentwicklungsstand ebenso wie Hinweise auf sprachförderndes Verhalten. Die Broschüre „Die kindliche Sprachentwicklung von der U3 bis zur U9“ kann über den Bundesverband für Logopädie zum Preis von 7,50 Euro bezogen werden. Die Broschüre unter weitere Publikationen zum kindlichen Spracherwerb gibt es Infopaket „Sprachentwicklung“ zum Preis von 12,95 Euro im Shop des dbl. (kakü) www.dbl-ev.de Vom Schreien übers Lallen bis zum komplexen Satz Die Kunst zu sprechen | 7

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