MainKind | Ausgabe 69/2024

Es gibt Phasen in der kindlichen Entwicklung, da klappt das mit dem Sprechen nicht ganz reibungslos. Wie sollten Eltern damit umgehen, wenn ihnen Sprachstörungen bei ihrem Kind auffallen? Immer wenn man Bedenken hat hinsichtlich der Sprachentwicklung seines Kindes, sollte man dies ärztlich abklären lassen. Im Rahmen der Vorsorgetermine machen wir das ja sowieso immer. Manche Eltern neigen dazu, das Verplappern ihrer Kinder zu korrigieren. Ist das ein sinnvolles Mittel? Wenn ich permanent auf meine Fehler hingewiesen und verbessert werde, ist die Frustration sehr schnell da. Der bessere Weg ist, das Wort richtig zu wiederholen. Wenn ein Kind beispielsweise immer wieder Flutzeug statt Flugzeug sagt, dann wiederhole ich das korrekt beispielsweise mit der Frage „Meinst Du das Flugzeug?“ oder dem Satz „Das Flugzeug fliegt aber hoch“. Ein richtiges Wiederholen des Wortes ist viel hilfreicher als das Kind mit der Nase drauf zu stupsen. Für das Umfeld sind Verwechslungen mitunter amüsant, wenn beispielsweise Buchstaben zu Stuchbaben werden. Nicht jedes Kind aber geht mit einem Lachen darüber hinweg. Haben Sie einen Tipp für Kinder, denen es auf den Zeiger geht, wenn andere sie mit ihren Sprechfehlern aufziehen? Gut zu wissen ist, dass das nicht ein Leben lang so bleiben muss, sondern dass man mit Logopädinnen und Logopäden daran arbeiten kann. Für Kinder ist wichtig, dass sie wissen, dass sie dem nicht ausgeliefert sind, sondern dass sie es wegbekommen können. Wichtig ist aber auch, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, damit sie sagen können: Ja, ich kann das noch nicht, aber ich übe es. Wenn das Kind jedoch heftig gehänselt wird, müssen Wege über die Schule gesucht werden. Jungen und Mädchen mit ausländischen Wurzeln sind beim Spracherwerb besonders gefordert. Welche Rollen spielen Kita, Grundschule und auch gleichaltrige Freunde für die Entwicklung der Sprache dieser Kinder? Wenn die Kinder noch zu Hause sind, sollte bei der Muttersprache geblieben werden, denn das ist auch für die Familie, wichtig. In Kita, Schule oder Vereinen kommt das Kind mit Deutsch in Berührung und dort sollte korrekt mit ihm gesprochen werden. Eltern, die keinen Kindergartenplatz bekommen, sage ich immer, dass sie ihre Kinder dann wenigstens in Vereinen anmelden sollten, um dort mit der deutschen Sprache in Kontakt zu kommen. Wie kann es gelingen, jungen Menschen auch bei mangelnder Sprachfähigkeit das Gefühl zu geben, dass sie dazu gehören? Wenn Kinder untereinander spielen, brauchen sie keine Sprache. Wenn man mit Kindern in Urlaub ist, sie dort auf Gleichaltrige aus der Türkei und Italien treffen, schaffen sie es, einen ganzen Nachmittag zusammen zu verbringen, ohne dass sie miteinander sprechen. Probleme tauchen auf bei der Integration, in der Schule, wenn es darum geht, sich an Regeln oder bestimmte Abläufe halten zu müssen. Da muss man dann individuell schauen, wo hat das Kind Schwächen und wie kann man es fördern, damit es seinen Platz in der Klasse findet und die gleichen Möglichkeiten hat. (kakü) Bild: Adobe Stock 6 | Die Kunst zu sprechen

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