MainKind | Ausgabe 69/2024

MainKind sprach mit dem Frankfurter Kinderarzt, Kids.Doc und Bestsellerautor Vitor Gatinho über die Sprache von Kindern vom ersten Brabbeln bis zu holpernden Sätzen und Buchstabendrehern und die Rolle der Eltern beim Spracherwerb. Dr. Vitor Gatinho Interview mit Bild: Adobe Stock Dr. Gatinho, Sprache ist eine Schlüsselfähigkeit für uns Menschen. Wie die Sprachentwicklung von Kindern zu fördern ist, was sie stört, welche Einschränkungen und Besonderheiten es gibt, das alles sind Themen, die lange Regalreihen an Ratgebern füllen. Aus Ihrer Erfahrungen als Kinderarzt: Machen Eltern zu großen Aufhebens darum, was ihr Kind wann spricht? Das ist sehr unterschiedlich. Manche Eltern sind sehr verunsichert, oft auch deshalb, weil sie zu viele Informationsquellen haben und gar nicht richtig einordnen könne, wo ihr Kind steht. Auf der anderen Seite gibt es die Eltern, die sehr entspannt sind. Es ist eine bunte Mischung. Das erlebe ich auch in der Praxis. Manchmal ist man ganz überrascht, dass ein Problem nicht auffällt, andere hingegen sind vorsichtig und klären es ab. Schauen wir mal auf ein gesundes Kind. Wann fängt es mit ersten Lautäußerungen an? Die frühkindliche Form der Kommunikation ist ja das Schreien. Das machen, wie wir alle wissen, Babys gleich wenn sie auf die Welt kommen. Zudem grummeln und knorzen sie, machen also außer dem Schreien verschiedene Geräusche. Was kommt danach? Ab dem dritten bis zum fünften Monat fangen Kinder häufig an zu lallen. Sie gurgeln, brummen und machen für uns komisch klingende Geräusche. So zieht sich das dann fort bis etwa zum ersten Geburtstag, bis die ersten Wörter zu vernehmen sind. Da ist die Bandbreite aber sehr groß. Manche Kinder sagen bereits mit zehn Monaten Mama, andere aber erst mit anderthalb Jahren. Dieses Gebrabbel verzückt Eltern und stachelt an zum Interpretationsmarathon. Wie können Eltern den Nachwuchs in einem gesunden Maß stützen und stärken bei der Sprachentwicklung? Letztendlich ist es, dass man einfach mit dem Kind spricht. Und das mit der ganz normalen Sprache und nicht mit einem Kukikuki oder Lalalala. Wichtig dabei ist, und das zeigen auch Studien, dass Eltern dabei nicht zu monoton sprechen. Am Anfang ist die Sprachmelodie sehr ausschlaggebend. Ich motiviere Eltern immer dazu, ihre ganz normale Sprache zu benutzen und diese sehr zu betonen. Wenn etwas toll oder super ist, sollte die Stimme angehoben werden. Dabei merken Kinder, dass es eine Sprachmelodie gibt. Und die ist am Anfang sehr wichtig, damit Sprache sich entwickeln kann. „Für alle gelten die gleichen Meilensteile“

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