MainKind | Ausgabe 68/2024

Grube Messel Die Grube Messel ist bis Mitte November täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, in den Wintermonaten mittwochs bis sonntags. Der Eintritt kostet zehn, ermäßigt acht Euro, Kinder bis sieben Jahren sind frei. Die gilt auch für Grubenführungen. Die Sonderausstellung „Die Kunst der Evolution“ ist noch zu sehen bis zum 12. Januar. Für Kitas mit Kindern ab fünf Jahren und Schulen hat das Grubenteam eigene Führungen konzipiert. Kostenpunkt: 100 sowie 150 Euro für jede Gruppe. Informationen und Terminabsprachen unter 06159 – 717590 oder über die Webseite. Zudem besteht die Möglichkeit, Grubengeburtstage zu feiern. Das Grubenfest steigt mit einem bunten Programm, Führungen für alle Altersklassen und anderen Aktionen am Sonntag, 18. August. Öffentlich ist die Grube Messel mit dem Bus FM ab Darmstadt Hauptbahnhof Richtung Messel in knapp 20 Minuten zu erreichen. www.grube-messel.de WISSENSWERTES ausschließlich in Messel gefunden worden und hatte selbst kurz zuvor einen Käfer verspeist. Da alle drei noch gut erhalten waren, weder der Käfer vom Magen des Lurches noch der Lurch von den Verdauungssäften der Schlange zersetzt war, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Schlange wahrscheinlich erstickt ist und auf den Boden des Sees sank. Dort wurde sie sie, wie für Fossilien gemeinhin üblich, von Schlammschichten bedeckt, aus denen sich später der Schiefer bildete. Und weil das Ganze eine ziemlich ölige Angelegenheit war und zudem Sauerstoff fehlte, wurde das Trio zwischen den Steinschichten zwar plattgedrückt, ist aber ziemlich gut erhalten. „Genau diese Weichteilerhaltung führt auch dazu, dass beispielsweise bei einigen Fossilien sogar Hautstücke erhalten sind“, sagt Schmitz. Davon hat der Geo- und Paläontologe ebenso Bilder dabei wie von zahlreichen anderen Fundstücken. Zu denen zählen Tiere von groß bis klein ebenso wie allerlei Pflanzen. Nur selten jedoch finden die Forschenden die kompletten Überreste eines kompletten Tieres im Gestein. Häufig sind es nur Teile wie eine Feder. Auch ein solches Fossilien-Beispiel hat Schmitz parat und lässt von der Feder im Stein mit seinen lebhaften Schilderungen den fast zwei Meter großen Laufvogel namens Gastornis geiselensis nahezu lebendig werden. Das gilt auch für das Rieseneichhörnchen mit dem lateinischen Namen Ailuravus macrurus, das „so groß war“, wie Schmitz sagt und die Arme ausbreitet. Mit offenen Mündern erfahren die Teilnehmenden, dass die Eichhörnchen zu Urzeiten einen Meter und mehr maßen. Zwei Stunden Zeit nehmen sich Pascal Schmitz und seine Kolleginnen für die Familienführungen. Überall gibt es spannende Dinge zu sehen und zu entdecken und gerade an einer der letzten Stationen dürfte es für alle Beteiligten gerne ein wenig länger dauern, wenn nämlich an einem recht großen Haufen mit Ölschieferstücken die Besuchenden zur Forschenden werden: Mit Fingernägeln trennen sie die Schieferschichten und schauen genau hin, ob da nicht die Überreste eines Krebstierchens oder Pflanzenteils hervortreten. „Ist das eine Kaulquappe?“, „Ist das ein Floh?“ „Ist das ein Ast?“ Schmitz schaut sich die Entdeckungen seiner Gruppe an, erklärt, ordnet ein und benennt die Funde und wiederholt mantraartig das Gebot der Grube: „Alles bleibt hier, kein Stein geht raus – wir sind schließlich Weltnaturerbe.“ Was es damit auf sich hat, lässt sich im Besucherzentrum ergründen; auch die spannende und glücklicherweise verhinderte Geschichte, dass die Grube einst eine Mülldeponie werden sollte. Es kam anders und seit fast 35 Jahren ist die Grube ein UNESCOWeltnaturerbe. Neben der Dauerausstellung zur Geschichte, zu Funden und einem Bistro ist dort bis Anfang nächsten Jahres die Sonderausstellung „Die Kunst der Evolution“ zu sehen. Da tritt auch das Urpferdchen den Vergleich an mit heutigen Pferderassen – und Besuchende können sich als Fell-Gestalter versuchen: Mit einem Joystick lässt sich das Äußere der Urpferd-Figur in die aberwitzigsten Schattierungen tauchen, denn nach wie vor gibt es noch einige Rätsel. Für Philipe Havlik, den Geschäftsführer der Grube Messel und Kurator der Ausstellung, jedenfalls hat das Urpferd ein ganz besondere Bedeutung: Nirgends auf der Welt wurden mehr Urpferde gefunden und noch nie wurden mehr Fossilien von Urpferdchen ausgestellt. Nur für Ulli, das Plüsch-Urpferd, ist in der Ausstellung kein Platz. Das wartet geduldig auf die nächste Familiengruppe. (kakü) Nichts wie raus | 29

RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=