MainKind | Ausgabe 67/2024

Zufluchtsort vor Gewalt Kinder, die von Gewalt, Vernachlässigung oder sexuellen Übergriffen betroffen sind, haben in Frankfurt einen schützenden Raum. Angedockt an die medizinische Kinderschutzambulanz des Universitätsklinikums Frankfurt ist im Spätherbst das erste Childhood-Haus in Betrieb gegangen. „Hast du aber früh gestückt, ist deinMagen hochbeglückt“, lässt Paul Maar das Sams sagen. Geht es nach demWillen der Römer-Koalition, sollen in den Frankfurter Kitas Jungs undMädchen ebenfalls beglückt in den Tag starten. Anfang des Jahres hatte die Stadtregierung beschlossen, in allen knapp 800 Frankfurter Kitas täglich ein gesundes Frühstück anzubieten. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war noch nicht klar, wann das erste Frühstück angerichtet werden sollte. Bildungsdezernentin Sylvia Weber hatte in einem Magistratsbericht die politische Initiative begrüßt, allerdings zu bedenken gegeben, dass es dafür vor allem mehr Hauswirtschaftskräfte benötige. Der Entscheidung liegt die Erfahrung zugrunde, dass viele Kinder ohne Frühstück in die Kita kommen. Nach dem Etat-Beschluss der Koalition sollen 500 Kitas jeweils 1000 Euro für das Frühstück bekommen. Wie die Kitas ausgewählt werden, ist noch offen. Auf Anfrage von MainKind berichtete Thomas Hauf, Leiter des Büros von Bildungsdezernentin Sylvia Weber Anfang Februar, „dass in allen städtischen Kindertagesstätten und in solcher freier oder kirchlicher Träger mit besonderen sozialen Bedarfslagen ein ausgewogenes, kostenloses Frühstück angeboten werden soll“. Das Stadtschulamt arbeite laut Hauf an der Umsetzung des Beschlusses und sollte die Kita-Träger im Laufe des Februars über die Modalitäten informieren. Dazu zähle auch, den berechtigten Personenkreis für das Frühstück zu benennen. Die Auszahlung des Geldes dafür solle im ersten Halbjahr an Träger und Einrichtungen erfolgen. Weber nannte ein regelmäßiges Frühstücksangebot „einen wichtigen Beitrag zu einem guten und gesunden Aufwachsen von Kindern“. Nach ersten Äußerungen aus dem Dezernat, sollen die Beiträge für die Betreuung zunächst unverändert bleiben. Ganz anders in Offenbach: Dort sind Anfang des Jahres die Essenbeiträge in den Kitas von 80 auf 100 Euro geklettert. Neben gestiegenen Kosten war ein Grund, dass Stadt und freie Träger unterschiedliche Gebühren verlangten, was zu einem Rechtsstreit führte, den Offenbach verlor. Schlussendlich einigten sich alle auf einheitliche, aber höhere Beiträge. (kakü) Guter Start mit Frühstück Die Idee für die Childhood-Häuser stammt von der schwedischen Königin Silvia, die auch zur Eröffnung gekommen war. Junge Menschen, die etwa Gewalt erlebt oder Zeuge von Übergriffen geworden sind, finden in dem Childhood-Haus stets Ansprechpartner und Zuflucht. „Eine speziell geschulte koordinierende Fachkraft begleitet die betroffenen Kinder und Jugendlichen durch alle Abläufe im Childhood-Haus und achtet stets auf die Wahrung der Rechte und Bedürfnisse der jungen Menschen“, lässt das Hessische Sozialministerium wissen, in dessen Trägerschaft die Einrichtung läuft. Das Ministerium kooperiert dabei mit dem Universitätsklinikum Frankfurt und der World Childhood Foundation. Medizinische und psychologische Kräfte kämen ebenso wie Vertreter von Jugendamt, Polizei und Justiz in das Haus und damit zum Kind. „Kindern und Jugendlichen werden viele belastende Wege erspart und Mehrfachuntersuchungen und Vernehmungen sollen so möglichst vermieden werden“, lässt das Ministerium wissen. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der Childhood Foundation in Deutschland, nannte das Haus in Frankfurt einen „riesigen Meilenstein“. Sie gehe davon aus, bis zu 1000 Kindern im Jahr eine Zuflucht bieten zu können. Die kindgerechte Trauma-sensible Ausstattung und die besondere qualifizierte Begleitung sollen den Kindern und Jugendlichen zudem das Sprechen über das Geschehen erleichtern. (kakü) www.childhood-de.org/ childhood-haus Bild: © Childhood Deutschland, Michael Bader Bilder: Adobe Stock 32 | Mittendrin

RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=