MainKind | Ausgabe 66/2023

4 | Kreative Ideen – bitte mehr davon Bild: Adobe Stock Professor Georg Peez Interview mit Was ist kreativ und wer ist kreativ? Kann man das erlernen? MainKind im Gespräch mit einem, der es weiß: Georg Peez, Kunstpädagoge an der Universität Frankfurt. Herr Professor Peez, Kreativität ist ein weites Feld. Ob nun beim Basteln oder Musikmachen, mitunter auch bei Backversuchen oder sehr gerne im freien Spiel – ist Kreativität tatsächlich bei allemmöglich? Georg Peez: Kreativität ist eine sehr wichtige Fähigkeit und Kompetenz, die in allen Lebenslagen eingesetzt werden kann. Mir fällt kein Bereich ein, wo sie nicht notwendig oder sinnvoll wäre. Wenn auch Kreativität nur ein Wort ist oder nur eine Fähigkeit beschreibt, handelt es sich letztlich um ein sehr komplexes Feld, in das ganz viele Faktoren hineinspielen. Es geht um die Person, um Problemerkennung, es geht um das Umfeld und Produkte, es geht um Gedanken und um Materielles, alles Dinge, auf denen unsere ganze Kultur und unsere Entwicklung basieren. Kreativität spielt überall mit hinein. Wie groß ist die Portion Kreativität, die in einem jungen Menschen steckt? Das ist in der Wissenschaft umstritten, denn es gibt, grob gesagt, zwei Meinungen, wie man Kreativität definiert. Die eine Definition beschreibt Kreativität damit, neue Ideen zu haben, die eine Gesellschaft oder eine Kultur weiterbringen. Das sind beispielsweise neue Erfindungen im technischen Bereich, aber auch neue, bedeutsame kulturelle Werke. Die andere Auffassung denkt Kreativität nicht vom Produkt her, sondern von der Fähigkeit des Menschen. Demnach steckt Kreativität in jedem Menschen, denn jeder Mensch hat die Anlagen dazu, neue Ideen zu entwickeln. Aus diesem Blickwinkel ist eine Idee neu, die der jeweilige Mensch vorher nicht hatte, die aber anderen Menschen durchaus bekannt ist. Kinder haben kaum Wissen über Kultur und „Dekoration ist nicht unbedingt kreativ“ Techniken, aber sie trainieren, neue Ideen zu entwickeln, auch wenn die Idee selbst gar nicht neu ist. Und Kindern geht dann ein Licht auf, wenn sie mit dem neuen Weg ihrem Ergebnis näherkommen? Genau, während das erste Phänomen als kulturelle Kreativität einzuordnen ist, beschreibt der zweite Ansatz die individuelle Kreativität. In der Pädagogik gehen wir von dem zweiten aus, und genau da sollte die Förderung ansetzen. Womit können Eltern denn die kreative Ader des Nachwuchses zum Pulsieren bringen? Das ist gar nicht so einfach, denn es braucht zunächst das Erkennen des Ist-Zustandes, also eine Diagnose, da Kreativität aus vielen Aspekten, Bereichen

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