Frau Postler, waren Sie überrascht von den Resultaten der Sport-Studie mit Grundschulkindern? Tanja Postler: Nein! Es ist ganz normal, dass es sportlichere und unsportlichere Kinder gibt und dies zeigt sich eben in unserer Studie an ihrer körperlichen Fitness. Insgesamt decken sich die Ergebnisse hinsichtlich der motorischen Fähigkeiten mit Vergleichswerten nationaler und internationaler Studien sowie den aus der Literatur bekannten Informationen und Entwicklungsverläufen bezüglich der Motorik von Kindern. Wir hatten immer den Eindruck, dass es eine Verbindung zwischen der Motorik der Kinder und ihren kognitiven Fähigkeiten gibt. Aus der Theorie ist bekannt, dass Bewegung auch die geistige Fitness fördert. Wie hängt das zusammen? Körperliche Aktivität sorgt für eine stärkere Durchblutung des Gehirns, die Zellen werden besser mit Sauerstoff und Glukose versorgt und damit insgesamt die Leistungsfähigkeit des Nervensystems erhöht. So hilft Sport oder einfach auch nur eine kurze Bewegungspause kurzfristig bei Konzentrationsschwächen oder Aufmerksamkeitsproblemen, um sich anschließend wieder fokussieren zu können. Langfristig wird der Informationsaustausch zwischen den Zellen gefördert und somit die geistige Vitalität insgesamt gesteigert: Sämtliche kognitiven Gehirnfunktionen wie Denken, Lernen, Konzentration, Wahrnehmung, und Erinnerung werden positiv beeinflusst. Nun haben wir dies erstmals direkt gemessen und können den Zusammenhang zwischen der körperlichen und geistigen Fitness anhand eigener Zahlen und Ergebnisse wissenschaftlich bestätigen: Fittere Kinder können sich besser konzentrieren – das zeigt sich bereits in der Grundschule und gilt sowohl für Mädchen als auch für Jungen! Was war der Anlass, den Zusammenhang zwischen sportlichen und schulischen Ambitionen unter die Lupe zu nehmen? Der Ursprung unserer Studie liegt im Projekt „Sternstunden der Gesundheit“, das im Schuljahr 2012/13 am Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land stattfand. Dort wurden in Kooperation der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) Gesundheitstage für Schulklassen veranstaltet. Für die Schüler ging es um die Frage „Wie gesund sind meine Gefäße und wie fit bin ich?“. Die Untersuchung zeigte, dass schon im Kindesalter das Herz-Kreislauf-System von einer guten Fitness profitiert. Fitte Kinder sind clever und gut drauf Tanja Postler Interview mit Vier Jahre lang haben Wissenschaftler mehr als 6500 Grundschüler begleitet und getestet. Das Fazit der Studie der Technischen Universität München lässt sich auf eine einfache Formel bringen: Fitte Kinder haben mehr im Kopf. MainKind sprach mit Tanja Postler, die federführend mit der Studie betraut war.
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