º Interview Dr. Barbara Schmidt hat in Pullach bei München Abitur gemacht und in Regensburg und Tübingen Psychologie studiert. Danach verbrachte sie einen Forschungsaufenthalt an der University of Arizona und promovierte an der Universität Würzburg. Im Jahr 2015 ging sie zuerst an die University of Victoria in Kanada, danach fing sie an der Universität Jena an, sich mit Hypnose zu beschäftigen. Seit 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie des Universitätsklinikums Jena. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit den Auswirkungen positiver Suggestionen und Hypnose auf Angst und Stress in Gehirn und Körper. In ihrer Freizeit macht sie Yoga, geht in Bootcamps und boxt. Außerdem spielt sie Querflöte im klassischen Orchester. Klopfen gegen Stress Die Einfahrt in den Tunnel oder das Sitzen im engen Flugzeug erzeugen bei Erwachsenen ein Grummeln im Magen und auch Kinder reagieren mit Stress- und auch Angstreaktionen auf diese Situationen. Erste Hilfe dagegen ist die Klopfakupressur. Die Technik stammt aus den USA, ist im energetischen Bereich der Psychologie verortet und als Therapiemethode anerkannt. Wie andere Experten auch, empfiehlt Barbara Schmidt Eltern, sich mit der Methode vertraut zu machen und auch die Kinder einzubeziehen. Schmidt hat drei Tipps: Eine Anleitung aus erster Hand ist auf der Webseite des Experten Dr. Michale Bohne – dazu einfach die Suchbegriffe „Michael Bohne Stress einfach wegklopfen“ googlen. Für Kinder zwischen fünf und elf Jahren geeignet ist das Buch „Lukas und die Monster unterm Bett“ von Christiana Kieser, erschienen bei Param. Ebenfalls einen Schwerpunkt auf diese Technik legt die Psychologin Stefanie Kirschbaum, die unter anderem das Vorlesebuch „Klopfen mit Kindern“ verfasst hat. (kakü) www.dr-michael-bohne.de www.param-verlag.de www.stefaniekirschbaum.de Bild: Adobe Stock viel schneller das Gefühl, einer Sache oder einer Entwicklung ausgeliefert zu sein. Sie orientieren sich dann an anderen Personen, die sie schützen könnten. Wenn diese Menschen sich dann aber so gebärden, dass sie die Herausforderung nicht bewältigen können, ist es für Kinder besonders bedrohlich. Dann ist das ganze System in existenzieller Angst. Ukraine-Krieg, Corona und noch mehr der Klima-Wandel sind bedrohliche Szenarien? Absolut, dass sind leider sehr viele Baustellen, die wir als Menschen angehäuft haben. Als Menschen sind wir auf kurzfristige Belohnungen aus, längerfristige Themen werden häufig verschoben, selbst wenn das Wissen darüber schon seit Jahren und Jahrzehnten präsent ist. Doch als Menschen sind wir gar nicht ausgelegt auf die globalen Zusammenhänge. Wir funktionieren noch nach dem Schema: Hier kommt ein Tier, ich bewältige das und dann geht es mir wieder gut. Sie haben bereits die Folge von Stress und Angst für den Körper angesprochen. Was können Eltern mit ihren Kindern tun, um von dem angespannten Level herunterzukommen? Zeiten einreichten, in denen sich alle Beteiligten entspannen. Das gilt in Familien auch, wenn nur einer gestresst ist. Denn es gibt verschiedene WirkFaktoren, die andere mit Stress anstecken. Alle zusammen entspannen sich bei einem gemeinsamen Spiel oder gemeinsamen Singen, was Kinder meist sehr gerne tun. Und wenn es zu überwältigenden Angstgefühlen kommt, helfen Notfallen-Übungen wie die Klopf-Techniken (siehe Infobox). Ganz wichtig ist es zu merken, dass wir nicht Opfer unserer Gefühle sind. Sie sind in uns und wir können sie bewältigen und mit ihnen konstruktiv umgehen. Ist „Ab, ab hinaus“, ein Tapetenwechsel ein probates Mittel, um den Kopf freizubekommen? Ein Waldspaziergang beispielsweise ist ein sehr gutes Mittel mit tollen Effekten. Untersuchungen belegen, dass 20 Minuten im Grünen so viel helfen wie Psychotherapie. Morgens rausgehen, sich dem Sonnenlicht aussetzen und bewegen signalisiert dem Körper, es ist Tag, es ist gut, jetzt geht’s los. Man muss dazu nicht unbedingt in Urlaub fahren. Ihr Rezept ist also hinausgehen? Ja, und ich sage meinen Medizinstudierenden immer: Sie müssen sich um sich selber kümmern, denn sonst können sie sich nicht umandere kümmern. Das gebe ich gerne auch Eltern mit: Kümmern Sie sich, und das nicht nur im Urlaub, jeden Tag um sich, dann können Sie auch gut für die Kinder da sein. (kakü) Ab, ab hinaus | 5
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