Die Vorschläge im Umgang mit der Pandemie reißen genauso wenig ab wie die alles andere als erbaulichen Infektionszahlen oder die fast schon zickige Ablehnung eines Impfstoffes. Vergangene Woche ging Hessens Kultusminister Alexander Lorz mit dem Vorschlag in die Öffentlichkeit, auch älteren Schuljahrgängen Unterricht in den Schulen wieder möglich zu machen – wenigstens mit einem Tag Anwesenheit, denn „ein Tag ist schließlich besser als keiner“, sagte der Christdemokrat. Offen indes blieb bis Redaktionsschluss, wie das in die Tat umgesetzt werden soll. Realität hingegen geworden sind engere Corona-Test für Lehrkräfte und in Schulen tätige Menschen. Seit 22. Februar ist ein Test pro Woche möglich. Die Kassenärztlich Vereinigung Hessen hat dafür die entsprechenden Regularien geändert. Das gilt auch für Erzieherinnen und Erzieher, die sich seit vergangener Woche ebenfalls einmal wöchentlich testen lassen können. Nach den aktualisierten Maßgaben der Hessischen Landesregierung sollen alle Kinder wieder Zugang zu ihrer Tagesbetreuung haben. Die Vorgaben und Regelungen der jeweiligen Gesundheitsämter hätten jedoch eindeutig Vorrang. Wenn also in einer Stadt oder einem Kreis deutlich höhere Inzidenzen auftreten, kann es Einschränkungen geben.

Noch weniger Förderung

Überaus eingeschränkt sieht Stefan Wesselmann, Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung, die Chancen für Kinder, die es schwer haben in der Schule. „Statt wenig kommen jetzt noch weniger Förderungen beim Lernenden an“, sagte Wesselmann in einem Interview in der Offenbach-Post. Als Ursache dafür machte er die Vorgaben des Hygieneplans mit festen Lerngruppen im Klassenverband aus. Klassenübergreifende Fördergruppen seien nicht möglich.

Überaus kritisch sieht Wesselmann die Lage jener Kinder, deren Eltern sie nicht unterstützen könnten oder wollten. „Selbst Lernpakete, die von Lehrkräften sogar bis an die Tür des Elternhauses geliefert werden, werden mitunter nicht bearbeitet, Arbeitsmaterialien verschwinden einfach.“ Grundschulkinder, die unter diesen Umständen Eigeninitiative zeigten, seien selten. „Wer da völlig auf sich gestellt ist, steht in der Regel auf verlorenem Posten.“ Die Schule könne nicht allein und nebenbei dafür sorgen, dass die Schere zwischen gut umsorgten auf der einen und benachteiligten Kindern auf der anderen Seite nicht weiter auseinander gehe.

Ein pragmatisches Durchwursteln

Gute Noten hingegen stellt Benno Hafeneger, emeritierter Professor für Erziehungswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg, der Jugend aus. „Die junge Generation geht sehr klug mit der Pandemie um“, sagte er in einem Interview in der Frankfurter Rundschau.

Zum klugen Umgang gehöre für ihn das Verstehen der Pandemie bis hin zu den Folgen für die Familien. „Auch wenn es nervt, arrangiert man sich mit der Situation. Es ist ein sehr pragmatisches, realistisches Durchwursteln durch die Pandemie-Realität“, sagte Hafeneger. Der größte Teil der jungen Generation verstehe auch das Handeln der Politik, wie Befragungen zeigten. Er könne auch nicht erkennen, dass junge Menschen zu Extrempositionen neigten. „Bei den Querdenker-Demonstrationen sehen wir so gut wie keine jungen Leute, das wäre ja vielleicht ein Merkmal für extreme Orientierungen. Das finden wir so gut wie gar nicht.“

   kakü