Auch die hessischen Schulkinowochen stehen in diesem Jahr unter dem Zeichen der Pandemie. Die Vorstellungen in den 59 Kinos von Bad Soden über Frankfurt bis Seligenstadt können jeweils höchstens von zwei Parallelklassen besucht werden. Doch auch die Schulklassen, die keinen Platz in einem Kino ihrer Wahl mehr finden, schauen nicht auf eine leere Leinwand oder die verschmierte Tafel. Das Netzwerk für Film- und Medienkompetenz und das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum (DFF) als Veranstalter machen diesmal nicht nur den Kinosaal zum Klassenzimmer, sondern auch umgekehrt das Klassenzimmer zum Kinosaal. Dazu haben Schulen und Klassen, bei denen im Corona-Stress die Schulkinowochen untergingen, auch auf den letzten Drücker eine Chance, wie Naima Wagner vom DFF auf Anfrage bestätigt: „Anmeldungen für das Online-Programm können auch kurzfristig noch entgegengenommen werden.“ Für die Vorführungen in den Kinos gab es zudem bei Redaktionsschluss dieses Beitrages noch eine Reihe von freien Klassen-Plätzen.
Den Fokus legen die Kinowochen diesmal auf das, was durch die Pandemie lange geschlossen war: auf Kinos. Die Betreiber der Kinos gewähren spannende Blicke in ihren Alltag von der digitalen Führung durch den Vorführraum bis zum Workshop über das Kino als wirtschaftliches Unternehmen. In den Kinosälen und Klassenzimmern stehen dazu Filme zur Auswahl wie der „Der Vorführer“. Der knapp 30 Minuten lange Streifen erzählt von einem Jungen in Bangladesch, der im Vorführraum Maschinen bedient, die größer sind als er selbst – ein Film, der in die Welt der Kinos aus vergangenen Tagen entführt.
Das Sonderprogramm „Rassismus, Polizeigewalt & Schwarzes Leben“ für ältere Schüler beschäftigt sich mit Filmen wie „Selma“
oder „I am not your negro“ und „The hate you give“. Diese und andere Filme über Polizeigewalt und Ausgrenzung nähern sich filmisch den Ursprüngen der „Black Lives Matter“-Bewegung an.
Ein weiterer Schwerpunkt unter dem Titel „Filmland Hessen“ verrät beispielsweise, dass Frankfurter Digitalkünstlerinnen „Den kleinen Raben Socke“ zum Leben erwecken oder dass im Studio Klangbezirk in Biebrich Ton, Musik und Sounddesign zu „Die sagenhaften Vier“ entstehen.
Schulen und Klassen haben die freie Wahl auch auf Filme abseits der Schwerpunkte. Unter „Filme im Kino“ und „Filme online“ können Lehrer, Rektorinnen, Eltern und Schülerinnen aus der Fülle wählen. Erleichtert wird dies durch einfach anzuklickende Suchfilter. Für Kinder von der Vorschule bis zur 2. Klasse sind online beispielsweise „Der Fall Mäuserich“ oder „Die sagenhaften Vier“ abzurufen, in den Kinos ist die Auswahl mit Streifen wie „Latte Igel“, „Mullewapp – eine schöne Schweinerei“, „Paddington 2“, „Jim Knopf und die Wilde 13“ oder drei Filmen aus der „Rico, Oskar und…“-Reihe um einiges größer.
Während die Online-Vorstellungen kostenfrei sind, fällt beim Kinobesuch ein Eintritt von 4 Euro pro Nase an. Für Lehrkräfte gibt es zudem einiges an Begleitprogramm sowie ein pädagogische Angebot zu dem Gespräche mit Filmschaffenden ebenso gehören wie Workshops für ganze Klassen. Für Kultusminister Alexander Lorz sind die Schulkinowochen eines „der ersten Gemeinschaftserlebnisse dieses Schuljahres“, bei dem Schulklassen und Lehrer über Filme ins Gespräch kommen.
kakü