Kinderarmut – eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen – bleibt bestehen und nimmt durch Corona noch an Schärfe zu. Dies ergab eine neue Analyse der Bertelsmann-Stiftung. Demnach lebt mehr als ein Fünftel der Kinder in Deutschland in Armut – in Zahlen: 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche.
“Die Kinder- und Jugendarmut bleibt trotz der vor der Corona-Krise jahrelang guten wirtschaftlicher Entwicklung ein ungelöstes strukturelles Problem in Deutschland. Damit verbunden sind erhebliche Folgen für das Aufwachsen, das Wohlbefinden, die Bildung und die Zukunftschancen der Kinder”, schreiben die Autoren der Studie in ihrer Zusammenfassung. Bundesweit beziehen 13,8 Prozent aller Kinder Grundsicherung, leben also von Hartz IV.
Kinderarmut nicht überall gleich
Dabei ist die Armut sehr unterschiedlich verteilt im Land. In einigen Kreisen und Städten beziehen bis zu 40 Prozent der Kinder Grundsicherung, in anderen sind es nur zwei Prozent. Zwar habe sich die materielle Versorgung von Kindern in der Grundsicherung in den vergangenen fünf Jahren etwas verbessert, der Unterschied zu Kindern aus gesicherten Verhältnissen sei jedoch unverändert. Vor allem was Mobilität, Freizeit und soziale Teilhabe angehe, seien die betroffenen Familien teils erheblich unterversorgt.
Corona-Krise verschärft die Situation armer Kinder
Besonders hart trifft die Corona-Krise die Eltern der benachteiligten Kinder und Jugendlichen. Sie arbeiten häufig in Teilzeit oder als Minijobber. Damit gehören sie zu der Gruppe, die als erste ihre Jobs verlieren oder nur vergleichsweise wenig beziehungsweise gar kein Kurzarbeitergeld erhalten. Wie Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, sagt, drohten viele arme Kinder durchs Raster zu fallen. Dies gelte auch für die Bildung, denn beim Homeschooling seien sie benachteiligt. Sie verfügten kaum über die notwendigen Gerätschaften, noch hätten sie einen Raum, in dem sie ungestört lernen könnten. Drägers dringender Appell: “Die Politik muss jetzt handeln!”
kakü
Wie geht es den Kids in Corona-Zeiten? Die Stadt Frankfurt will es von Frankfurter Kindern genau wissen und startet eine Kampagne.