Für Hessens Sozialminister Kai Klose hatten alle Träger des Familienpreises eines gemein: „Sie belegen eindrucksvoll, wie Familien konkret unterstützt und entlastet werden können – gerade in schwierigen Zeiten.“ Und genau das war auch die Vorgabe für alle, die sich um den Preis beworben hatten: Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und die Sparda-Bank wollten diesmal vor allem Initiativen würdigen, die mit innovativen Ideen Familien geholfen haben, die Last der Pandemie zu bewältigen. „Erfolgreiche Familienpolitik in Deutschland ist ohne unsere gewachsene Struktur aus Trägern, privaten Initiativen und Ehrenamt nicht denkbar und auch deshalb ist es so wichtig, das mit dem Hessischen Familienpreis würdigen zu können“, sagte Klose bei der Preisverleihung im VIP-Bereich des Stadions Bieberer Berg in Offenbach. Für Rüdiger Orth, Vorstandsmitglied der Sparda-Bank Hessen, zeugten die Projekte „von großer Anteilnahme am Leben Ihrer Mitmenschen, sie geben Sicherheit und machen Mut. Machen Sie bitte weiter so – gerade in bewegten Zeiten wie diesen wiegt Ihr Einsatz umso mehr.“
Der erste Preis ging nach Gießen an die Adresse der „Wohnungs- und Eichrichtungshilfe für Familien in Not“, die von der Jugendwerkstatt Gießen der evangelischen Kirche betrieben wird. Die Helfenden dort packen bei Familien an, denen der Alltag über den Kopf gewachsen ist und deren Zuhause zu verwahrlosen droht. Die Hilfe ist darauf ausgerichtet, die Wohnung als zentralen Lebensraum wieder bewohn- und erlebbar zu machen, um den Familie ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die Menschen bräuchten sich ihrer Wohnung nicht mehr zu schämen, könnten wieder Besucher empfangen und die Kinder hätten in den teils neu eingerichteten Kinderzimmern wieder die Möglichkeit, andere Kinder einzuladen, und zudem einen eigenen Platz zum Spielen und für die Hausaufgaben. „Der Einsatz von bis zu 30 Mitmach-Menschen, die selbst Hand anlegen, entrümpeln, renovieren und mit ihren Spenden Menschen in Not unterstützen, ist wirklich beispielhaft und ein großes Vorbild für uns alle und die gesamte Gesellschaft“, begründete die Jury die Wahl auf Platz eins mit einem Preisgeld in Höhe von 5000 Euro.
Nach Babenhausen im Kreis Offenbach ging der zweite Platz des Familienpreises, und zwar an die Adresse des Turnvereins 1891. Die Familienpreis-Jury war angetan von dem breiten Sport- und Freizeitangebot für Jung und Alt während der Corona-Einschränkungen. „Mit dem beispielhaften Projekt ‚Kuriose Feiertage und Bewegungslandschaft für Familien, Kitas und Großeltern‘ hat der Verein es sich zur Aufgabe gemacht, mit Fantasie und Kreativität auch in Zeiten der Pandemie die Freude der Babenhäuser Familien an Bewegungs- und Sportangeboten zu fördern und damit dem Bewegungsmangel entgegenzuwirken“, lobt die Jury und bewilligte das Preisgeld in Höhe von 3000 Euro. Durch eine konsequente Anpassung an die Hygieneregeln sei es gelungen, allen Familien in dieser schwierigen Zeit ein stetiges Angebot an spannenden und abwechslungsreichen In- und Outdoor-Aktivitäten zur Verfügung zu stellen.
Den dritten Platz teilen sich zwei Initiativen: das Familienzentrum im Westend in Frankfurt und der Ökumenische Hospizverein Vorderer Odenwald aus Groß-Umstadt. Beide erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro.
In der Corona-Pandemie eröffnet versteht sich das Familienzentrum im Westend als Treffpunkt für Familien und als Ort der Begegnung und des Austauschs. Dort sollen sich alle Familien, gleich welcher Herkunft und Religion, willkommen und zu Hause fühlen. Es ist die erste anerkannte Familienbildungsstätte unter jüdischer Trägerschaft deutschlandweit und habe somit ein Alleinstellungsmerkmal für jüdisches Leben in Deutschland. „Es unterstützt Familien aller Kulturen bei der Integration und Partizipation in unserer Gesellschaft und bietet damit einen Ort des Kennenlernens, der Zusammenkunft und einen geschützten Rahmen für Begegnung, Beratung und Vernetzung“, sagt die Jury zur Wahl auf Platz drei.
Einen wichtigen Lückenschluss in der Trauerbewältigung von Kindern und Jugendlichen leistet nach Auffassung der Jury der Ökumenische Hospizverein Vorderer Odenwald. Für Kinder und Jugendliche bricht oft eine Welt zusammen, wenn ein Eltern- oder Großelternteil, ein Freund oder eine nahe Angehörige stirbt. In einer geschützten und vertrauensvollen Umgebung stünden die Trauerbegleiter des Hospizvereins betroffenen Kindern und Jugendlichen zur Seite und böten wertvolle Unterstützung in einer sehr herausfordernden Lebenslage. Diese „wichtige und sensible Arbeit verdiene höchsten Respekt und Anerkennung“ und damit den dritten Preis im Wettbewerb, erläutert die Jury.
Ein besonderes Projekt war der Jury in diesem Jahr einen Sonderpreis wert: „dasgute.haus“ in Butzbach. Als beispielhaft wertete die Jury die Verbindung von
Familienzentrum, Kulturzentrum und familienfreundlichem Coworking-Space in Form einer gemeinnützigen Genossenschaft. Es verbinde Generationen und Kulturen miteinander und ermögliche Familien Entlastung im Alltag. „dasgute.haus ist damit ein Musterbeispiel für innovatives Sozialunternehmertum“, lobte die Jury und stattete den Sonderpreis mit 500 Euro aus.
Kein Preisgeld, aber jede Menge Erfahrungen können Kinder sammeln, die bei einer neuen Landesinitiative mitmachen. Die heißt AbenteuerKindheit und will bei jungen Menschen mit Erfahrungen in der Natur zu punkten. „In Hessen haben fast alle Kinder Naturräume direkt vor der Tür: einen Wald, einen Park, Felder oder Wiesen sind meist in erreichbarer Nähe. Trotzdem verbringen Kinder nicht mehr so viel Zeit in der Natur und haben nicht mehr so viele Gelegenheiten, ihrem Entdeckungsdrang ungestört und ausgiebig zu folgen“, sagte Sozialminister Kai Klose bei Vorstellung des Projektes. Dabei soll die frühe Bildung weiter ausgebaut werden, um Teilhabe und Chancengerechtigkeit zu verbessern. Eine neu eingerichtete Koordinationsstelle mit Sitz in Marburg trägt dazu bei, Erlebnis- und Erfahrungsbereiche in der Natur für möglichst viele Kinder zugänglich und erlebbar zu machen. Dazu will die Initiative Fachkräfte fortbilden und über die Zusammenhänge von Natur und Bildung im Kindesalter aufklären, aber auch den Austausch mit Blick auf unterschiedliche Sozialräume unterstützen und die Vernetzung auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene fördern. Träger ist der „Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit“ (BSJ) in Marburg, der Fortbildungen unter anderem für pädagogische Fachkräfte ebenso anbietet wie Beratungen, Vorträge und andere Veranstaltungen zum Thema.
Bild: © Sparda Bank Hessen
https://hessischer-familienpreis.de/
www.bsj-marburg.de
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