Die Familienbildungsstätten in Frankfurt a. M. erfüllen eine wichtige Aufgabe – nicht nur in Zeiten von Corona.
Die meisten jungen Eltern können ein Lied davon singen: Das Kind kommt nicht zur Ruhe. Es schreit ausgiebig und aus Gründen, die man nicht versteht. Die ersten Zweifel werden wach, ob man der Aufgabe gewachsen ist, eine gute Mutter oder ein guter Vater zu sein. In Frankfurt haben Eltern viele Möglichkeiten, zu diesen Fragen Rat und Hilfe zu finden – im Austausch mit anderen Eltern oder, wenn Probleme komplexer werden, bei Expert*innen. Eine erste Anlaufstelle für werdende und junge Eltern sind die zwölf Familienbildungsstätten in Frankfurt – wohnortnah in den Stadtteilen angesiedelt, sind sie Orte zum Auftanken und ein Platz, wo Gefühle ernstgenommen werden.
Im Nachbarschaftszentrum Ostend (NBZ) in Frankfurt am Main ist im Moment viel los: “Es war sehr einfach, den Laden einfach dichtzumachen”, sagt Barbara Conrad-Langner, die Leiterin des Zentrums. “Viel schwerer ist es, ihn wieder in Gang zu bringen.” Zu tun war und ist viel: Hygiene-Konzepte für die offenen Treffen der Eltern entwickeln, Kurse mit halbierten Teilnehmerzahlen neu organisieren, Abstands- und Verhaltensregeln verankern. Nach dem Lockdown nun der Weg zurück in einen neuen Alltag, den es so noch nicht gibt.
Familienbildungsstätte: Neu im Eltern-Dasein, neu in der Stadt
Familienbildungsstätten wie das NBZ im Frankfurter Ostend sind oft eine erste Anlaufstelle für junge Eltern, gerade in einer Großstadt wie Frankfurt. Der Wandel der Nachbarschaft, hervorgerufen durch die hypermobile Arbeitswelt, zeigt sich im Osten der Bankenmetropole besonders deutlich: “Viele der jungen Eltern, die hierher kommen, sind neu in Frankfurt”, berichtet Barbara Conrad-Langner. “Die eigenen Eltern leben an anderen Orten und stehen als Großeltern, die oftmals eine große emotionale Stütze für junge Familien sind, nicht zur Verfügung. Und den Freundeskreis, der hilft, wenn sie Fragen haben oder Nöte, gibt es ja auch noch nicht.” Kommt dann noch hinzu, dass eines der beiden Elternteile zwölf bis 14 Monate aus dem Beruf aussteigt und sich primär um das Kind kümmert, steigt das Gefühl der sozialen Isolation. “Das ist für junge Eltern sehr belastend.” Mit den Unsicherheiten, die die neue Rolle mit sich bringt, sind sie oft allein, mit ihren Gefühlen von Ohnmacht und Überforderung auch.
Gerade für diese Familien sind Familienbildungsstätten wie das NBZ Ostend eine Chance, der Isolation zu entkommen – und ein niedrigschwelliges Angebot, sich Rat und Hilfe zu holen, ohne sich sofort als “hilfesuchend” empfinden zu müssen. Denn hier finden sie Menschen, die in einer ganz ähnlichen Lage sind wie sie, mit denen sie sich austauschen und allmählich ihr eigenes soziales Netz aufbauen können.