Noch ist die Ampel für den Kinderimpfstoff gegen Corona nicht auf grün gesprungen. Bis Mitte Dezember soll dies jedoch geschehen und der Impfstoff von Biontech dann auch verfügbar sein.

Das gespannte Warten dürfte bald ein Ende haben. Bis Mitte Dezember dürften bundesweit schon eine ganze Reihe von Kindern zwischen fünf und elf Jahren gegen das Corona-Virus geimpft sein. Vorausgesetzt, das Räderwerk gerät nicht ins Stocken. Dazu gehören auch die Arztpraxen. Nachdem die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) den Impfstoff von Biontech-Pfizer zugelassene hatte, läuft bei dem Pharmaunternehmen die Produktion auf Hochtouren. Arztpraxen indes müssen sich melden, um sich für ihre jungen Patienten zu wappnen: In einer Mitteilung weist die Kassenärztliche Bundesvereinigung ihre Vertragsärzte darauf hin, dass Bestellung bis zum 7. Dezember abgegeben werden müssen. Insgesamt etwa 2,4 Millionen Dosen des speziellen Impfstoffs sollen in Deutschland in einer ersten Tranche verteilt werden. Für Vertragsärzte gibt es laut KBV zunächst zwei Bestelltermine: bis zum 7. Dezember für eine Lieferung bis spätestens 20. Dezember sowie bis zum 4. Januar mit einer Lieferung am 10. Januar. Weit verbreitet sind auch noch Annahmen, dass der Impfstoff nur schwierig zu lagern sei. Da liefert die KBV den aktuellen Stand nach: Demnach werde der Impfstoff in Mehrdosenbehältnissen von jeweils zehn Dosen ausgeliefert. Er könne aufgetaut für zehn Wochen bei Temperaturen zwischen 2 und 8 Grad Celsius gelagert und transportiert werden.

Noch offen ist allerdings, wie sich die Ständige Impfkommission verhalten wird. Bei Markus Lanz im ZDF sagte Martin Terhardt, selbst Kinderarzt und Stiko-Mitglied, dass er mit einer Empfehlung des Impfstoffes rechne, wenn der Impfstoff ab 13. Dezember in Europa verfügbar sei. Der Impfstoff sei etwas anders zubereitet, etwas verdünnt und komme in einer anderen Flasche daher. Die KBV spricht von einer niedrigeren Konzentration und einem anderen Injektionsvolumen. In der ZDF-Talkshow äußerte sich Terhardt zudem zur EMA-Zulassung, die auch eine gewisse Einschränkung enthalte, und zu noch ausstehenden Daten von Studien. Folglich werde die Stiko-Empfehlung, die wohl bis zum 13. Dezember komme, zunächst eingeschränkt sein und zu einem späteren Zeitpunkt angepasst.

Heftige Kritik, aber auch Zuspruch erntete unterdessen Stiko-Chef Thomas Mertens für einen Podcast der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: Darin sagte er, dass er sein eigenes siebenjähriges Kind angesichts fehlender Daten derzeit nicht gegen Covid 19 impfen lassen würde. Abgesehen von der Zulassungsstudie gebe es „keinerlei Daten“ zur Verträglichkeit des Impfstoffs für Kinder zwischen fünf und elf Jahren. In dem Podcast widersprach Mertens der weit verbreiteten Kritik, dass die Stiko sehr zögerlich agiere. Die Kommission arbeite an der Empfehlung, die um den 11. Dezember herum fertig sein soll. „Sie wird sicher fertig sein, bevor der Kinder-Impfstoff in Deutschland verfügbar ist“, sagte Mertens und bestätigte damit seinen Kollegen Terhardt. Die Empfehlung diene der größtmöglichen Sicherheit für Kinder.

Als wichtiges Signal in der Pandemiebekämpfung bezeichnete Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die Zulassung des Impfstoffes für jüngere Kinder. Der Redaktion von RP-online gab er zugleich eine Empfehlung: „Insbesondere Kinder mit Vorerkrankungen oder Kinder von Risikopatienten sollten sich impfen lassen. „Eine Impfung senkt jedoch die bei Kindern ohnehin verringerte Wahrscheinlichkeit noch einmal deutlich, dass das Kind das Virus weitergeben kann. Es geht also vor allem um einen gesellschaftlichen Beitrag, nicht so sehr um Eigenschutz.“

Ein bisschen anders sieht dies offenbar die Hamburger Virologin Marylyn Addo. Laut dpa rät sie zu einer Corona-Impfung bei Kindern. Inzwischen gebe es relativ viele Sicherheitsdaten zu Impfungen in verschiedenen Altersgruppen, auch bei Kindern. Die Leiterin der Infektologie am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE) sagte am Mittwoch: „Die Wirksamkeit bei den Kindern war sehr hoch, die Verträglichkeit war sehr hoch, besser sogar als bei den Erwachsenen”. Sie empfiehlt, die Eltern individuell zu beraten. Die Risiko-Nutzen-Bewertung sei jedoch in den meisten Fällen sehr eindeutig. Addo: „Meine Kinder sind beide geimpft.“

kakü