Corona hatte und hat viele Auswirkungen auf Kinder und Heranwachsende, psychisch und physisch. Die Befürchtungen von Erziehenden und Menschen in der Kinderarbeit hat das Forsa-Institutes mit einer aktuellen Umfrage untermauert und dafür 1004 repräsentativ ausgewählte Eltern von Kindern im Alter zwischen drei und 17 Jahren befragt.

Das Ergebnis ist deutlich: 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind dicker geworden, bei Kindern im Alter von zehn bis zwölf Jahren sind es sogar 32 Prozent. Es gibt zudem eine soziale Komponente: „Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien sind doppelt so häufig von einer ungesunden Gewichtszunahme betroffen wie Kinder und Jugendliche aus einkommensstarken Familien“, schreibt das Forsa-Institut in seiner Mitteilung.

Ausmaß der Gewichtszunahme noch nie dagewesen

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und das Else Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München hatten die Umfrage in Auftrag gegeben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Institutionen fordern mit Blick auf die Ergebnisse einen „Marshall-Plan für die Kindergesundheit“, um die Folgen der Pandemie aufzufangen.  „Eine Gewichtszunahme in dem Ausmaß wie seit Beginn der Pandemie haben wir zuvor noch nie gesehen“, sagte Dr. Susann Weihrauch-Blüher, Oberärztin an der Universitätskinderklinik Halle/Saale und Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) der DAG,  bei der Präsentation der Ergebnisse. Sie nannte die Entwicklung „alarmierend, denn Übergewicht kann schon bei Kindern und Jugendlichen zu Bluthochdruck, einer Fettleber oder Diabetes führen.“  Schon vor Corona seien 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht betroffen gewesen, sechs Prozent sogar von starkem Übergewicht.

Zu wenig Bewegung

Ein Grund für die Gewichtszunahme vieler junger Menschen ist der Mangel an Bewegung. So hätten lediglich zehn Prozent der älteren Mädchen und 17 Prozent der älteren Jungen im Alter zwischen elf und 15 Jahren die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation erreicht und seien 60 Minuten am Tag aktiv gewesen. Insgesamt bewegten sich 44 Prozent der Kinder und Jugendlichen weniger als vor der Pandemie, bei Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren sind es sogar 57 Prozent.

„Die Folgen der Pandemie müssen aufgefangen werden, sonst werden die ‚Corona-Kilos‘ zum Bumerang für die Gesundheit einer ganzen Generation“, kommentierte Professor Hans Hauner, Direktor des EKFZ für Ernährungsmedizin und Vorstandsmitglied der DAG, die Ergebnisse der Umfrage. „Die Stärkung geeigneter Therapie-Angebote, die alle Gruppen gleichermaßen erreicht, ist nun von enormer Bedeutung.“

Hauner und Blüher appellieren an Politik und Eltern, aus dem Corona-Trott rauszukommen. „Eltern müssen den Ernst der Lage erkennen und gesunden Lebensstil aktiv vorleben“, heißt es in Ergebnispräsentation der Umfrage. Die beiden Wissenschaftler empfehlen zudem, Konzepten der Weltgesundheitsorganisation WHO zu Folgen. Die fordert beispielsweise die Besteuerung von gezuckerten Getränken, eine Beschränkung der Vermarktung von ungesunden Lebensmitteln an Kinder und einen verbesserten Zugangs beispielsweise zu Angeboten der Gewichtskontrolle als Teil einer allgemeinen Gesundheitsversorgung.

kakü