Seit Jahrzehnten haben Kinder nicht genug bekommen von der kleinen Raupe Nimmersatt. Nun heißt es Abschied nehmen von ihrem Erfinder. Eric Carle ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Wie sein Sohn Rolf der „New York Times“ berichtete, sei er am Sonntag einem Nierenversagen erlegen. Mit seinem Kinderbuch „Die kleine Raupe Nimmersatt“ hatte Carle Ende der 1960er Jahre einen Welterfolg. Es erschien millionenfach rund um den Globus.
Carle war ein Sohn deutscher Auswanderer. Er wurde 1929 in Syracuse im US-Bundesstaat New York geboren. Sechs Jahre später zogen seine Eltern mit ihm zurück nach Deutschland. Anfang der 1950er Jahre kehrte Carle zurück in die USA. In Interviews beispielsweise mit dem Naturschutzbund sagte er, die schmerzhaften Kindheitserinnerungen an den Nationalsozialismus seien für ihn der Antrieb gewesen, als Kinderbuchautor zu arbeiten. Insgesamt hat er mehr als 100 Bücher veröffentlicht, die in etwa 70 Sprachen übersetzt wurden. Weltberühmt wurde er Ende der 1960er Jahre mit dem Buch „Die kleine Raupe Nimmersatt“. Darin erzählt er die Geschichte einer Raupe, die aus einem Ei schlüpft, danach eine Vielzahl von Lebensmitteln vertilgt, bevor sie schließlich rund und dick verpuppt verharrt, bis sie zum Schmetterling wird.
Mit seinen Büchern ging es Carle nie um flüchtige Unterhaltung allein. Ihn beschäftigte auch die Angst vor dem Unbekannten, die gerade Kindern zu schaffen macht. „In meinen Büchern versuche ich, dieser Angst entgegenzuwirken, sie durch eine positive Botschaft zu ersetzen“, wird er beispielsweise in der Wochenzeitung Die Zeit zitiert. „Ich glaube, dass Kinder auf natürliche Weise kreativ und darauf erpicht sind, zu lernen. Ich will ihnen zeigen, dass Lernen wirklich sowohl faszinierend ist als auch Spaß macht“, beschrieb er den Wunsch seines Wirkens.
Der New York Times sagt er vor mehr als 25 Jahren: „Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind immer gedacht habe, ich würde niemals erwachsen werden und groß und redegewandt und intelligent sein.“ Das Buch der Raupe Nimmersatt sei für ihn ein Buch der Hoffnung gewesen und zugleich eine Botschaft an alle Kinder: „Auch du kannst groß werden und dir Flügel wachsen lassen.“
Das nach ihm benannte Museum in Amherst im US-Bundesstaat Massachusetts würdigt Carle als Zeichner der Regenbögen, der nun selbst über die nächtlichen Himmel zieht.
kakü