Würfeln, karteln und Schiffe versenken: Es geht doch nichts über einen Spielenachmittag mit den Großeltern. Unsere Spielideen für euch.
Stumme Jule
Wenn es Opa Ludwig mal wieder zu laut wurde, stand er auf, ging an den Wohnzimmerschrank, holte Papier und Stift sowie einen Würfelbecher heraus. “So”, sprach er dann, “ihr wisst, was kommt!” Und wir Enkel wussten genau, was kommt: die Stumme Jule. Ein Würfelspiel, das alles andere als ernst ist und bei dem munter gelacht wird, aber kein Wort über die Lippen kommen darf: Wer redet, muss von vorne anfangen. Die Spielregel ist simpel: Ein Würfel im Becher geht reihum, an den Mitspielern ist es, so schnell wie möglich die Zahlen 1 bis 6 in der Zählfolge zu würfeln. Bei uns fingen entweder immer Hannelore oder Oma Anna an. Manchmal mussten sie, wie auch die anderen, fünf oder achtmal an die Reihe kommen, um endlich die 1 zu würfeln. Opa notierte die Zahl dann auf seinem Zettel und ergänzte die Notiz um die 2, sobald diese gefallen war. Runde um Runde kamen auch bei Wolfgang oder Klaus die ein oder andere Zahl hinzu. Wer zuerst alle sechs Zahlen gewürfelt hatte, wechselte die Richtung: Erst die 6, dann alle weiteren Zahlen bis zur 1 gilt es nacheinander zu würfeln und jeweils auszustreichen. An vielen Winternachmittagen endete das Spiel meist ohne Sieger oder Verlierer, denn auf Dauer konnte keiner die Klappe halten, schon gar nicht Opa: Er hatte immer die ein oder andere witzige Bemerkung auf Lager, die uns alle schallend lachen ließ.
Ärgern verboten
Oma Johanna hatte wenig Auswahl an Spielen für ihre Enkel, aber der Klassiker war stets griffbereit auf dem Board neben dem Tisch: „Na, wollt ihr?“ fragte sie. Für Hans und Frank war das keine Frage – sie wollten immer. Denn sie waren verzaubert von der Würfeltechnik ihre Großmutter. Sie schaffte es einfach nicht, die Würfel in der Hand zu halten und sie mit einem seitlichen Rollen auf den Tisch kullern zu lassen. Sie hielt meist den Handrücken zur Brust und pfefferte die Würfel aus dem Ellbogen mit Wucht auf den Tisch. Hans und Frank fanden es toll, denn bei mindestens jedem dritten Wurf kullerten meist drei oder vier Spielfiguren quer über das Feld. Und bei jedem Wiederaufstellen waren die Figuren von Frank und Hans stets einige Felder näher am Häuschen als zuvor. Eines freilich lässt die beiden Enkel, inzwischen selbst Väter, noch immer rätseln: Ob Oma Johanna ihre seltsame Würfeltechnik nur nutzte, um ihren Enkeln einen Vorteil zu verschaffen?
Schiffe auf dem Meeresgrund
Zum Spiel brauchte es bei Opa Fritz nicht viel: Ein paar karierte Blätter und Bleistifte und schon konnte es losgehen. Schiffe versenken war sein Dauerbrenner und wenn er mit seinem Enkel Carl den Küchentisch zum Ozean erklärte, vergingen die Stunden wie im Flug. Zum Auftakt galt es die Regeln festzulegen: Jeder markierte auf seinem Zettel das Schlachtfeld beispielsweise von A bis J in der Waagerechten und von 1 bis 10 in der Senkrechten. Abwechselnd nannten Fritz und Carl die Koordinaten wie J5 oder C7. Als Antwort hieß es dann entweder Wasser, Treffer oder versenkt. Und wenn sich beide mal nicht auf die Größe der Flotte einigen konnten, war auch schnell eine Lösung gefunden: Im ersten Durchgang durfte der Enkel die Anzahl und Größe der Schiffe bestimmen wie beispielsweise vier Schiffe mit einem Kästchen, drei mit Doppelkästchen, zwei mit Dreierkästchen und eins mit einem Viererkästchen. In der nachfolgenden Runde gab dann Opa Fritz die Größe des Schiffsverbundes vor. Und wer gewann die Schlacht? Meist der Enkel, denn Opa Fritz malte seine Schiffe häufig erst dann in die Kästchen, wenn Carlchen die Koordinaten genannt hatte.
Würfeln um ein Krabbeltier
Ein tierisches Würfelspiel war Oma Lilos Hit für die Enkel. Nachdem Lisa und Oskar den selbstgebackenen Kuchen gemampft hatten, standen schon der Würfelbecher mit zwei Würfeln samt Zettel und Stift auf dem Tisch. Die Regeln sind zeitlos und einfach: Runde für Runde gilt es das kleine Krabbeltier zu erwürfeln: Der Bauch, der Kopf, der Schwanz und sechs Beine sind mit jeweils einer Sechs in dieser Reihenfolge zu erwürfeln. Für die Hörner braucht es einen Sechserpasch, für die Augen einer Einerpasch, allerdings erst dann, wenn Rumpf und Kopf gewürfelt sind. Wessen Tierchen zuerst vollendet ist, der hat gewonnen. Das ging manchmal recht flugs, denn wer wenigstes eine Sechs hatte bei einem Wurf, der durfte die beiden Würfel nochmals kullern lassen, so lange bis keine Sechs mehr fiel. Und Oma Lilo sorgte stets für Kitzeleinlagen. Kaum war das Getier eines Enkels halbwegs fertig, erweckte sie eine Laus zum Leben, kitzelte mit ihren krummen Fingern Lisa und Bennet an Füssen, Ohren, Bauch und Armen – je nachdem, welches Teil gerade gewürfelt wurde.