Unter Müttern gibt es wenige Themen, die so konträr diskutiert werden wie das Stillen. Für die einen ist es das Selbstverständlichste der Welt, andere würden gerne, können aber aus den verschiedensten Gründen nicht, für die anderen kommt nur das Fläschchen in Frage.
Das Thema spaltet auch die Öffentlichkeit. Bereits 1997-1998 gab es die SUSE-Studie (“Stillen und Säuglingsernährung in Deutschland”), die sich mit der Ernährungsform von Säuglingen im ersten Lebensjahr beschäftigt. Jetzt, 20 Jahre später (Daten von 2017) wurden erneut junge Mütter nach ihrem Stillverhalten gefragt und der Vergleich ist bemerkenswert.
Mehr Mütter stillen und das auch länger
Gegenüber der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erklärt Prof. Dr. Mathilde Kersting, unter anderem Mitglied der Nationalen Stillkommission, und Leiterin der SuSe-Studien, dass sich in den vergangenen 20 Jahren beim Thema Stillen “einiges getan” habe. “Der Anteil der Mütter, die in den ersten Monaten ausschließlich stillen, ist gestiegen und es wird länger gestillt”, so Kersting auf dem DGE-Blog.
So wurden laut der neuesten Studie nach vier Monaten 82 Prozent der Säuglinge der teilnehmenden Mütter gestillt, knapp 56 Prozent sogar ausschließlich. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren waren es nicht einmal 60 Prozent, die die Brust bekamen.
Heute geben 41 Prozent der Teilnehmerinnen an, nach einem Jahr neben der Beikost noch die Brust zu geben. In der Studienerhebung von 1998 waren es nur knapp 13 Prozent.
Bessere (Still)-Hilfe für frischgebackene Mütter
Die Bereitschaft wieder die Brust zu geben, hat wohl mehrere Gründe. So hat sich das Stillen wieder einen besseren Ruf als noch vor ein paar Jahren. Zum anderen gibt es für Mütter heute eine bessere Unterstützung und Informationen gerade in der Anfangszeit, wenn es mit dem Stillen nicht klappt. Laut der Studie sind die Stillbedingungen in deutschen Kliniken gut, Rooming-Inn, Hebammen, Nachsorge, stillfreundliche Kliniken – all das trägt dazu bei, dass sich wieder mehr Mütter aktiv entschließen, ihr Kind zu stillen. Es gibt eine schier unbegrenzte Auswahl an Stillkissen, auch Zwillinge können ganz bequem zeitgleich mit einem speziellen Kissen gestillt werden. Muttermilchbanken florieren.
Und einen weiteren wichtigen Grund erklärt Kersting zudem: “Früher wussten wir nicht so viel über die ganz spezielle Zusammensetzung der Muttermilch. Heute lernen wir mehr und mehr, dass es kein Ersatzprodukt gibt, das an die Qualität der Muttermilch herankommt.” So schützt die Muttermilch vor Krankheiten, sie trägt zur besseren Entwicklung des Immunsystems des Kindes bei. Kersting wünscht sich daher, dass eine Stillberatung bereits während der Schwangerschaft und bei den U-Untersuchungen des Kindes angeboten wird.
Neben all den medizinischen und wissenschaftlichen Details sollte laut Kersting eines jedoch nicht außer Acht gelassen werden: “Wichtig ist, Stillen als etwas Schönes und Entspanntes zu sehen.”
Wer auf der Suche nach babyfreundlichen Kliniken ist, die das Stillen unterstützen, wird hier fündig.